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“semitisches pantheon”. eine “männliche tyche” - MOSAIKjournal.com

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52 | JULIAN BUCHMANN<br />

Unweit des Bel-Heiligtums wurde in Palmyra die Tempelanlage<br />

für Nebu eingerichtet, <strong>eine</strong>m Gott, dessen Ursprung in Babylon<br />

zu verorten ist. Bekannt ist die Verbindung der beiden Gottheiten,<br />

deren Nachbarschaft wahrscheinlich nicht zufällig gewählt war,<br />

beispielsweise aus dem biblischen Buch Jesaja, das die drohende<br />

Zerstörung beider Götter in Babylon ankündigt:<br />

„Bel bricht zusammen, Nebu krümmt sich am Boden. Babels<br />

Götter werden auf Tiere geladen.” 47<br />

Neben diesen Gottheiten gelangten unter anderem auch der altsyrische<br />

Gott Baalschamen und die arabische Göttin Allat nach Palmyra,<br />

für die ebenfalls Heiligtümer eingerichtet wurden. Auch diese<br />

Gottheiten wurden in ihren Tempeln zusammen mit anderen Göttern<br />

Palmyras verehrt.<br />

Die zentrale Gottheit im palmyrenischen Pantheon war Bel,<br />

der, Inschriften zufolge, am Ort auch als Zeus Megistos bezeichnet<br />

und verehrt wurde. 48 In jedem Heiligtum Palmyras wurden, wie in<br />

Dura Europos, mehrere Gottheiten verehrt. Darüber hinaus konnte<br />

ein und dieselbe Gottheit auch in verschiedenen Tempeln verehrt<br />

werden. Dies lässt sich über annähernd alle bekannten Heiligtümer<br />

der nahöstlichen Gebiete sagen, woraus das Problem resultiert,<br />

dass die konventionellen Benennungen dieser Anlagen, zu<br />

<strong>eine</strong>m irreführenden Bild führen, nach dem in diesem Raum die<br />

Welt der Götter und die damit verbundenen Kultgepflogenheiten<br />

organisiert waren. 49<br />

Oft wurde in der modernen Forschung auch ein Kontrast<br />

zwischen “Stammesreligion” und eigentlichen Stadtkulten konstruiert.<br />

In <strong>eine</strong>m aktuellen Artikel stellt T. Kaizer allerdings schlüssig<br />

heraus, dass dabei <strong>eine</strong> grundlegende Eigenschaft des antiken Polytheismus<br />

nicht zu ignorieren ist, und zwar die Freiheit, verschiedene<br />

Tempel zum Kult zu betreten. Fast jede Stiftung sei daher aufgrund<br />

ihrer Aufstellung, in welchem Heiligtum sie auch stehe, öffentlich<br />

gewesen, so T. Kaizer. 50 Es stellt sich also die Frage, ob für<br />

47 Jes 46, 1.<br />

48 KAIZER (2005) 32; EISSFELDT (1941) 73–79; DIRVEN (1999) 119–<br />

127. 49 KAIZER (2006a) 101.<br />

50 KAIZER (2005) 33.

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