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“semitisches pantheon”. eine “männliche tyche” - MOSAIKjournal.com

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MAGISCHE UND REALE RÄUME | 213<br />

“Wein darbringen. Worte zu sprechen: Es wächst der Weingarten<br />

im Anbaugebiet vom Fruchtland-des-Horus, und er läßt<br />

gedeihen d<strong>eine</strong>n Liebling (den Weinstock), indem er gebeugt<br />

ist unter den Trauben und belastet mit den Reben. Er speit aus<br />

für dich von s<strong>eine</strong>r Last, und man bringt vor dein Angesicht<br />

von den Dingen, die in ihm (dem Weinstock) sind. Trinke von<br />

dem Wein, der rein ist!” 48<br />

Das Thema dieses Wandabschnitts ist Regeneration und Fruchtbarkeit<br />

49 und die Formulierungen der Weinopferszene passen sich<br />

dem an, indem ein Schwerpunkt auf den Ertragreichtum gelegt<br />

wird. So war es den antiken Textautoren möglich, <strong>eine</strong> untypisierte<br />

Ritualszene <strong>eine</strong>r beliebigen Wandthematik anzupassen. Indem<br />

man nun die ohnehin gegebene thematische Untergliederung der<br />

Wände des Tempels in die Textgestaltung einfließen ließ, ergaben<br />

sich Textaussagen innerhalb der Ritualszenen, die ihre Form und<br />

ihren Inhalt der magischen Funktion des jeweiligen Bauelementes<br />

48 CHASSINAT (1932) 278, 12. Der hier vorliegende Themenkomplex<br />

“Fruchtbarkeit” auf der Außenseite der Umfassungsmauer erklärt sich<br />

durch den Umstand, daß die genannte Ritualszene unmittelbar südlich der<br />

Tür I’J’1 zu finden ist; an jener Tür also, die zum Heiligen See führte und<br />

durch welche alle dem Gott des Tempels zuzuführenden Opfergaben<br />

nach ihrer Reinigung in den Tempel bzw. wieder herausgebracht wurden.<br />

Deutlich wird dieser Zusammenhang durch die oben erwähnte Bauinschrift,<br />

wo es zu diesem Ort heißt: „Eine (Tür) führt gen Osten; die Aqi-<br />

Priester treten durch sie ein, wenn sie aus dem See (der Reinigung) kommen<br />

um ihren Dienst zu tun. Opfergaben, werden durch sie herausgebracht,<br />

nachdem sie freigegeben wurden, damit sie den Vorstehern-der-<br />

Gotteshalle des Buntgefiederten zugeführt werden.” (CHASSINAT (1932)<br />

18, 3–4; vgl. auch KURTH (2004) 26, Anm. 5). Das Thema Fruchtbarkeit<br />

zieht sich von dort entlang nach Süden bis zur Tür I’J’2, über welche die<br />

Bauinschrift sagt: „Eine andere (Türe), ein Wunderwerk, die in s<strong>eine</strong>m<br />

(des Umgangs) Fundament liegt, führt zum r<strong>eine</strong>n Brunnen, der [außerhalb<br />

des Umgangs] liegt, zum R<strong>eine</strong>n-Magazin und zum Schlachthaus-des-<br />

Horus der auserlesenen Fleischstücke, um dort frisches Wasser in s<strong>eine</strong>r<br />

Reinheit für den Tempel zu entnehmen, sowie das Gottesopfer für den<br />

Falken, jeweils zur rechten Zeit.” (CHASSINAT (1932) 18, 4). Indem das<br />

Thema der Wand zwischen diesen Türen auf den Begriff Fruchtbarkeit<br />

gelenkt wird, unterstrichen die antiken Textautoren die magische und reale<br />

Funktion beider Türen als Versorgunsgwege für die Opfergaben.<br />

49 Vgl. Anm. 44. Zu dieser Zuordnung siehe GRAEFF (2010).

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