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“semitisches pantheon”. eine “männliche tyche” - MOSAIKjournal.com

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MAGISCHE UND REALE RÄUME | 205<br />

der das tobende Unwetter niederwirft und verschlingt am Tage<br />

des Gewittersturmes, wenn jener Feind (Seth) kommt, um Unheil<br />

zu stiften.” 27<br />

Die Autoren der Wasserspeierinschriften verstärkten zudem die<br />

magische Wirksamkeit jener Texte, indem sie sich <strong>eine</strong>s Tricks bedienten.<br />

Sie verfaßten die Texte dergestalt, daß durch die auffallende<br />

Alliteration auf den Laut “Ch” das Fauchen des Löwen imitiert<br />

wurde. 28<br />

All diese Beispiele verdeutlichen, daß im Falle des Tempels<br />

von Edfu <strong>eine</strong> mythisch-religiöse Welt hinter der realen Welt existierte.<br />

Die reale Welt wird durch Mauern und Kammern begrenzt<br />

und in ihnen findet der tägliche Tempelkult statt. Die metaphysische<br />

Welt hingegen nimmt zwar die gleichen Grenzen ein wie die<br />

reale – auch sie wird durch Mauern definiert –, doch sie stellt nicht<br />

allein <strong>eine</strong>n Tempel dar, sondern zudem en miniature die Schöpfung<br />

an sich. Des weiteren wird sie von irrealen Mächten geschützt, die<br />

folglich nicht allein den realen Tempel und die magische Unversehrtheit<br />

s<strong>eine</strong>r Räume schützen, 29 sondern durch ihren Dienst<br />

auch die Schöpfung bzw. den Kosmos erhalten und vor dem Chaos<br />

bewahren.<br />

Aus genau diesem Grund legen die Texte im Tempel auch<br />

Wert auf die Feststellung, daß der Tempel zwar Horus Behedeti<br />

gewidmet ist. Doch letztendlich sind alle Götter Ägyptens dort vertreten<br />

– ebenso, wie es in Ägypten selbst der Fall ist: „Auflistung<br />

derjenigen Götter, die in Edfu sind:…”, 30 heißt es folgerichtig an<br />

<strong>eine</strong>r Stelle.<br />

27 siehe KURTH (1994) 152.<br />

28 siehe KURTH (1994) 152.<br />

29 Zu diesem Aspekt muß man sich in Erinnerung rufen, daß die<br />

Schutzgötter und Dämonen Edfus den Tempel eben nicht gegen reale<br />

Feinde (Plünderer etc.) schützen, sondern den Texten zufolge gegen<br />

feindliche Mächte aus der Welt der Götter.<br />

30 Es folgt <strong>eine</strong> längere Liste, die allerdings größtenteils zerstört ist.<br />

CHASSINAT (1930) 395, 9. Im Umkehrschluß ist natürlich auch Horus<br />

Behedeti in allen Tempeln Ägyptens vertreten; so laut CHASSINAT (1933)<br />

093, 6–12: „… (Horus Behedet), dessen Bildnisse in allen Tempeln sind,<br />

dessen Abbild an allen heiligen Stätten ist”. Auch die Aussage, daß er der<br />

Api in allen Tempeln Ägyptens ist, tritt häufig auf.

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