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“semitisches pantheon”. eine “männliche tyche” - MOSAIKjournal.com

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208| JAN-PETER GRAEFF<br />

Neben der bereits angesprochenen Möglichkeit, durch Magie<br />

<strong>eine</strong>n Schutz für <strong>eine</strong>n realen Raum zu wirken, ist an dieser Stelle<br />

auch das Prinzip der “Wandtransparenz” anzusprechen.<br />

Die “Wandtransparenz” folgt der Grundidee, daß <strong>eine</strong> Ritualszene<br />

ihre Thematik auf die umliegenden Szenen ausstrahlen läßt. 34<br />

Dies bedeutet, daß sie inhaltlich auf ihre Umgebung Einfluß zu<br />

nehmen imstande ist und zwar auch durch die Mauer hindurch, auf<br />

der sie angebracht ist und über die Achsen des Tempels hinweg.<br />

Dies hat zur Folge, daß ganze Wände und Bauglieder <strong>eine</strong> inhaltliche<br />

Ausrichtung annehmen, deren Inhalt vornehmlich durch die<br />

Textgestaltung Ausdruck findet. “Wandtransparenz” 35 gehört also<br />

zum umfangreichen Themengebiet der Dekorationssystematik.<br />

Mehrere Beispiele sollen dies im Folgenden belegen. Zunächst<br />

einmal ist zu beobachten, daß <strong>eine</strong> generelle Themenausrichtung<br />

primär von der Hauptachse des Tempels vorgegeben wird. 36 Dies<br />

bedeutet, daß im Regelfall <strong>eine</strong> Ritualszene auf der Westseite des<br />

Tempels ein Pendant auf der Ostseite vorweisen kann. Bedingt<br />

durch die “Wandtransparenz” spiegeln sich also Ritualszenen entlang<br />

der Ritualachse des Tempels. So ergibt sich am Beispiel des<br />

Pylonen 37 folgendes Bild:<br />

34 Zu diesem Themengebiet und s<strong>eine</strong>n Zusammenhängen siehe generell<br />

LABRIQUE (1992).<br />

35 Das hier k<strong>eine</strong> einfache Unterordnung unter das jeweilige Hauptthema<br />

<strong>eine</strong>r Wand anzusetzen ist, sondern im Gegenteil die Ritualszenen<br />

<strong>eine</strong>r aktiven Wechselwirkung untereinander unterworfen sind, erkennt<br />

man durch den Umstand, daß an den Nahtstellen zwischen zwei Themenkomplexen<br />

innerhalb der dort angebrachten Ritualszenen Formulierungen<br />

genutzt werden, die auf beide Themengebiete Rücksicht nehmen. Vgl.<br />

generell GRAEFF (2010).<br />

36 Vgl. hierzu am Beispiel des Tempels von Abu Simbel auch<br />

LOEBEN (1995) 143.<br />

37 Ich wähle für dieses Beispiel ob s<strong>eine</strong>r Einfachheit den Pylon. Die<br />

Umfassungsmauer ist zwar wesentlich prägnanter, doch zu groß und<br />

komplex an dieser Stelle.

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