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“semitisches pantheon”. eine “männliche tyche” - MOSAIKjournal.com

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194| JAN-PETER GRAEFF<br />

Auf der Außenseite (J’) dieser Mauer – im Folgenden als “Innere<br />

Umfassungsmauer” bezeichnet – befindet sich ein Text, der als<br />

Bauinschrift bezeichnet wird und der wertvolle Informationen zum<br />

Tempel zu liefern imstande ist. Er informiert uns nicht nur über die<br />

einzelnen Bauglieder bzw. Räume des Tempels, indem er dieselben<br />

auflistet. Auch die hier zu findenden Maße und Eigennamen der<br />

Räume liefern unersetzliche Informationen zum Kultablauf im<br />

Tempel und den mythologischen Ausdeutungen der betreffenden<br />

Räume. 2<br />

Die Beschreibung der Bauelemente erfolgt nach ihrer Wichtigkeit<br />

bzw. Heiligkeit, beginnend mit dem Sanktuar und den umliegenden<br />

Kammern. Dann fährt der antike Autor mit all jenen<br />

Elementen fort, die um diesen Kernbereich herum angelegt wurden<br />

und bewegt sich dadurch vom Allerheiligsten zum Ausgang des<br />

Tempels.<br />

Sowohl die Textinhalte 3, als auch die Dekoration des Tempels<br />

machen deutlich, daß der Tempel als Mikrokosmos der Schöpfung<br />

verstanden wurde – als ein verkl<strong>eine</strong>rtes Modell Ägyptens. 4 Die im<br />

Tempel vorzufindenden Beispiele für diesen Zusammenhang sind<br />

vielfältig. So sind alle Deckenräume des Tempels als Himmel dargestellt.<br />

Entweder sind sie sternenübersät oder es fliegen Geier<br />

über sie (Abb. 3).<br />

Der Boden des Tempels ist gleichsam der Boden der Erde.<br />

Hier finden sich oftmals Pflanzenmotive (Abb. 4)5 und ebenso die<br />

Gaugötterprozessionen, welche die Erträge des Landes auflisten,<br />

wurden hierher verlegt. Da sich zwischen Himmel und Erde der<br />

2 CHASSINAT (1932) 11, 3–20, 5. Eine Bearbeitung des Textes findet<br />

sich in KURTH (1994) 73 und aktueller KURTH (2004) 14–30.<br />

3 Nicht nur der Bauinschrift, sondern auch jene in anderen Textbereichen;<br />

vornehmlich der Schöpfungsmythen.<br />

4 siehe hierzu generell KURTH (1994) 31. Als Beispiel dieses Zusammenhangs<br />

im Falle <strong>eine</strong>s anderen Tempels vgl. GUNDLACH (1995) 47;<br />

ebenso KORMYSHEVA (1995) 115.<br />

5 Außerhalb Edfus siehe hierzu OSING (1997) 272. Darüber hinaus<br />

zeigen Farbreste im Bodenniveau an einigen Stellen noch die für die Darstellung<br />

des Erdbodens typische Bemalung mit braunen und schwarzen<br />

Streifen, wie man sie auch aus Gräbern kennt. Diese Farbgebung hebt<br />

sich deutlich vom weißen Grundierungsslip ab, mit welchem der Tempel<br />

großflächig bemalt war.

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