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“semitisches pantheon”. eine “männliche tyche” - MOSAIKjournal.com

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ZWISCHEN KULT UND KOMMERZ | 163<br />

ten Kontext zu ihrer Funktion. Abhängig von der Orakelmethode<br />

konnte der Bau dabei ganz unterschiedliche Ausformungen haben.<br />

2.1. Das Trophoniosorakel von Lebadeia<br />

Das Orakel des Trophonios in der böotischen Siedlung Lebadeia<br />

wurde bereits von Herodot als <strong>eine</strong>s der von Kroisos befragten<br />

Heiligtümer erwähnt. 5 In <strong>eine</strong>m so genannten autosuggestiven<br />

Orakelverfahren trat der Ratsuchende hier dem an dieser Stelle in<br />

der Erde verschwundenen Heros Trophonios gegenüber. 6 Die Prozedur<br />

soll dabei so schrecklich gewesen sein, dass sie erstens nur<br />

Männern zuzumuten war und dass zweitens für übelgelaunte Menschen<br />

im Allgem<strong>eine</strong>n das Sprichwort galt, sie wären vor kurzem<br />

„dem Trophonios begegnet“. 7<br />

Der aktuelle bauhistorische Erhaltungszustand des Heiligtums<br />

ist äußerst schlecht. Dennoch erlaubt die ausführliche Beschreibung<br />

des Kultes durch den römischen Reiseschriftsteller Pausanias<br />

<strong>eine</strong> ziemlich genaue Rekonstruktion der Anlage zumindest in ihrem<br />

Zustand im 2. Jh. n. Chr. 8 Demnach kann das Heiligtum relativ<br />

sicher im Gebiet der südlich der modernen Stadt gelegenen<br />

Schlucht lokalisiert werden (Abb. 1).<br />

Der temenos umfasste Pausanias zufolge ein relativ großes,<br />

vermutlich zu weiten Teilen mit <strong>eine</strong>m heiligen Hain bewachsenes<br />

Gebiet im hinteren Teil der von hohen Berghängen umgebenen<br />

Schlucht. Im Inneren lagen mehrere Tempel wie der Tempel der<br />

Herkyna, das Heiligtum der Demeter Europe und des Zeus Hyetios,<br />

sowie <strong>eine</strong> Herberge. 9 Von hier aus wurde der Klient in der Nacht<br />

zunächst zu zwei Quellen, dann zu verschiedenen Gebets- und Opferstationen<br />

geführt.<br />

5 Hdt. 1, 46, 2.<br />

6 Zur Unterscheidung zwischen autosuggestiven und fremdsuggerierten<br />

Orakelmethoden siehe auch: FRIESE (2010) Kap. II.3.<br />

Zum Mythos des Heros Trophonios: Paus. 9, 37, 4–5; Schol. Aristoph.<br />

506–508.<br />

7 Paus. 9, 32, 2 (Übers. E. Meyer). Zum Kult des Trophonios<br />

in Lebadeia umfassend: BONNECHÈRE (2003); TURNER (1994).<br />

8 Paus. 9, 32, 2.<br />

9 Da der Klient dort auch verpflegt wurde, muss es demnach<br />

auch entsprechende Versorgungseinrichtungen gegeben haben.

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