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“semitisches pantheon”. eine “männliche tyche” - MOSAIKjournal.com

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ZWISCHEN KULT UND KOMMERZ | 183<br />

Belastungen, denen der Klienten ausgesetzt war. Die Kontrolle<br />

eben dieses psychischen, wie physischen Erlebens schließlich erlaubte<br />

es dem Orakelpersonal den ursprünglich sehr subjektiven<br />

Orakelvorgang kontrollier- und damit auch reproduzierbar zu machen.<br />

5. FAZIT<br />

Der Erfolg <strong>eine</strong>r antiken Orakelstätte war immer nur so groß wie<br />

der Ruf, der ihr vorauseilte. Eine mystische Gründungslegende und<br />

Umgebung, <strong>eine</strong> lange Liste erfolgreicher Wunder und Orakelsprüche<br />

und vor allem ein den Klienten physisch wie psychisch einbindendes<br />

Ritual erhöhten nicht nur den Erlebniswert, sondern auch<br />

die Glaubwürdigkeit des Orakelaktes beträchtlich – darin unterschieden<br />

sich die antiken Kultstätten von Lebadeia oder Abonuteichos<br />

nur wenig von den heutigen Pilgerorten Lourdes oder<br />

Fatima. Wollte ein Heiligtum demnach bestehen, musste es sich<br />

s<strong>eine</strong>r Klientel anpassen. Da sich dieses jedoch an lokalen, wie<br />

temporären Vorlieben orientierte, war auch der Kultort selbst <strong>eine</strong>m<br />

ständigen Wandel unterlegen. Dies betraf nicht nur das zentrale<br />

Kultritual, sondern auch das architektonische Erscheinungsbild<br />

des Heiligtums.<br />

Offizielle Anfragen, die in der Blütezeit griechischer Orakelheiligtümer<br />

wie Delphi oder Dodona wenn nicht die Haupteinnahme,<br />

so doch die wichtigste Prestigequelle bildeten, waren spätestens<br />

seit der römischen Kaiserzeit immer seltener geworden. Als<br />

Zielgruppe blieb die Privatperson, doch hatte sich deren Kultinteresse,<br />

nicht zuletzt unter Einfluss der seit hellenistischer Zeit nach<br />

Westen strömenden orientalischen und ägyptischen Kulte stark<br />

verändert. Gerade der große Erfolg dieser Heil- oder Mysterienkulte<br />

scheint dabei auf ein neues Interesse an Spiritualität, Mystik und<br />

persönlichem Erlebnis zurückzuführen zu sein. Dieser Interessenswandel<br />

lässt sich sowohl in der antiken Literatur, wie auch im<br />

Ritualablauf und schließlich in der dazugehörigen Heiligtumsarchitektur<br />

der Orakel ablesen. Während sich einige Kulte wie etwa der<br />

des Amphiaraos von Oropos auf ihren medizinischen Aspekt spezialisierten,<br />

fokussierten sich andere, wie auch Lebadeia, Klaros<br />

und Abonuteichos auf den mystischen Charakter ihres Orakelrituals.<br />

Häufig boten sie dabei nicht nur Orakel, sondern gleich ein<br />

ganzes Konglomerat verschiedener Ritualkomponenten wie Myste-

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