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“semitisches pantheon”. eine “männliche tyche” - MOSAIKjournal.com

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60 | JULIAN BUCHMANN<br />

ben und etabliert wurde 70 , wird zu Recht seit einigen Jahren nicht<br />

mehr als adäquat betrachtet. Der Begriff “orientalische Kulte” impliziert<br />

<strong>eine</strong> Einheit, die es tatsächlich nicht gegeben hat und den<br />

lokal variierenden Ausprägungen und Identifikationsvorstellungen<br />

nicht gerecht wird. Es hat sich als gebräuchlich erwiesen, unter<br />

“orientalischen Kulten” die Verehrung von Gottheiten, die sich<br />

über das Gebiet des fruchtbaren Halbmondes hinaus von Kleinasien<br />

über Persien bis nach Ägypten verbreitet haben zu subsummieren.<br />

Wie T. Kaizer herausstellt, ist es über <strong>eine</strong> lange Zeit in der<br />

Moderne zu <strong>eine</strong>r fest verankerten Sitte geworden, nach gemeinsamen<br />

Charakteristika religiöser Praktiken zu suchen, die sich in<br />

den verschiedenen Regionen des Nahen Ostens, in denen <strong>eine</strong> der<br />

semitischen Sprachen gesprochen wurde, finden lassen. Zugrunde<br />

liegt hier der entscheidend von E. Said mitgeprägte Begriff “semitisch”,<br />

wie er bereits im 19. Jh. populär wurde und seit dem 18. Jh.<br />

Einzug in die Wissenschaft hielt. Mit dem Werk von W. Robertson<br />

Smith, Lectures on the Religion of the Semites, 1 st Series: Fundamental<br />

Institutions (1889) wurde der Begriff zum festen Bestandteil<br />

in vor allem sprachwissenschaftlichen Untersuchungen.<br />

Mittlerweile erweist sich ein Konzept, nach dem die lokalen<br />

antiken Götterwelten <strong>eine</strong>s Raumes, der von Kleinasien bis nach<br />

Ägypten und über den Iran hinaus bis nach Afghanistan reicht, als<br />

unzulässige Vereinheitlichung, die den lokalen Besonderheiten in<br />

ihren individuellen Ausprägungen nicht gerecht werden kann.<br />

In ihrer Untersuchung zu “Akkulturationsprozesse[n] in der<br />

Euphrat-Region am Beispiel der griechisch-makedonischen Siedlung<br />

Dura-Europos” 71 resümiert H. Scholten:<br />

„Von <strong>eine</strong>r “Hellenisierung” oder “Orientalisierung” im Bereich<br />

der Religion zu sprechen, impliziert ein der Zeit widersprechendes<br />

Sendungsbewusstsein. Sich auf <strong>eine</strong> griechische<br />

Abkunft zu berufen und die griechische Sprache zu pflegen<br />

sowie Zeus zu verehren, bedeutete nicht, sich von fremden<br />

Einflüssen fern zu halten oder abzugrenzen. Das gleiche gilt<br />

70 M. Vermaaseren, Études préliminaire sur les religions orientales<br />

dans l’empire romain (1961 etc.) erschien später unter dem Namen: Religions<br />

of the Graeco-Roman World (1992).<br />

71 SCHOLTEN (2005) 18–36.

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