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“semitisches pantheon”. eine “männliche tyche” - MOSAIKjournal.com

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162| WIEBKE FRIESE<br />

Griechenland an naturphänomenologisch hervorstechenden Orten<br />

wie <strong>eine</strong>r wasserführenden (Herakleia) oder gasausströmenden<br />

(Delphi) Höhle oder <strong>eine</strong>m heiligen Hain (Dodona). 4 Doch während<br />

der bauliche Fokus in der archaischen und klassischen Zeit<br />

zunehmend auf repräsentativen Bauten wie dem Tempel, den<br />

Schatzhäusern oder den Versammlungsräumen lag und der eigentliche<br />

Handlungsort des Orakels, das so genannte manteion, architektonisch<br />

eher unauffällig oder – wie in Delphi – von <strong>eine</strong>m Repräsentationsbau<br />

überbaut war, konzentrieren sich die Neu- und Umbauten<br />

in römischer Zeit gerade auf die Vergrößerung und Ausgestaltung<br />

dieser zentralen Ritualräume. Was aber mag der Grund für<br />

diesen Beliebtheitswechsel gewesen sein? Was erwartete der römische<br />

Orakelklient von <strong>eine</strong>r spirituellen Begegnung? Und wie bediente<br />

man diese Erwartungen im rituellen bzw. räumlichen Heiligtumskontext?<br />

Im Folgenden soll diesen Fragen durch <strong>eine</strong> dezidierte Betrachtung<br />

aller zur Verfügung stehenden archäologischen wie historischen<br />

Quellen und unter besonderer Berücksichtigung der Architektur<br />

nachgegangen werden. Anhand der oben genannten Beispiele<br />

der Kultstätten von Lebadeia, Klaros, Herakleia und Abonuteichos<br />

soll damit nicht zuletzt aufgezeigt werden, dass auch ein<br />

Orakel wie jeder andere Kult <strong>eine</strong>r gewissen Zeitströmung unterlag.<br />

2. KULTBAUTEN ANTIKER ORAKELHEILIGTÜMER – DAS<br />

ARCHÄOLOGISCH-HISTORISCHE MATERIAL<br />

Die rein verbale Antwort auf <strong>eine</strong> an ein übernatürliches Wesen<br />

gestellte Frage bezeichnete man in der Antike allgemein als Divination.<br />

Dagegen leitet sich der heutige Begriff Orakel von dem lateinischen<br />

Wort oraculum (Sprechstätte) ab. Im antiken Griechenland<br />

nannte man den Orakelspruch chresmos, den Ort der Weissagung<br />

aber chresterion oder manteion. Der Begriff Orakel bezeichnet demnach<br />

nicht nur das Ritual oder den Orakelspruch allein, sondern<br />

war immer auch in <strong>eine</strong>m räumlichen Gesamtzusammenhang zu<br />

sehen. Die Architektur dieser “Sprechstätten” stand dabei im direk-<br />

4 siehe zu der Bedeutung natürlicher Phänomene für das Ritual<br />

und die Architektur griechischer Orakelheiligtümer: FRIESE<br />

(2010) Kap. VIII.2.

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