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“semitisches pantheon”. eine “männliche tyche” - MOSAIKjournal.com

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ZWISCHEN KULT UND KOMMERZ | 179<br />

auch das Innere labyrinthartig verengt und verlängert. In Abonuteichos<br />

wurde die kl<strong>eine</strong> Kammer bewusst im Dunkeln gehalten.<br />

Die auf den Betrachter einwirkende natürliche oder naturimitierende<br />

Umgebung potenzierte dabei sowohl dessen<br />

physisches wie psychisches Erlebnis.<br />

Betrachtet man vor diesem Hintergrund die Entwicklung der oben<br />

beispielhaft aufgeführten Orakelbauten chronologisch, ergibt sich<br />

für die eingangs gestellte Frage nach dem “Erfolgsgeheimnis” römischer<br />

Orakelstätten demnach folgende Antwortmöglichkeit: In<br />

der Regel wurde ein Orakel, stattfindend an <strong>eine</strong>m natürlichen<br />

Kultort wie <strong>eine</strong>r Höhle, <strong>eine</strong>r Quelle oder <strong>eine</strong>m Hain, beginnend<br />

etwa in hellenistischer oder römischer Zeit, entweder architektonisch<br />

eingefasst oder aber vollständig artifiziert. Entscheidend für<br />

das Aussehen <strong>eine</strong>s Orakelbaus war dabei zum <strong>eine</strong>n, ob der Klient<br />

diesen betrat und an dem Orakelvorgang aktiv oder passiv Teil<br />

nahm oder ob er auf s<strong>eine</strong> Antwort vor dem Orakelbau warten<br />

musste. So war etwa das Innere des Plutoniumsorakels von Hierapolis<br />

vollkommen unspektakulär und ohne effekthaschende Architekturelemente,<br />

da er von den draußen wartenden Klienten<br />

vermutlich nicht betreten werden durfte. Dagegen bildeten der davor<br />

liegende mit Marmor gepflasterte Hof, mit dem prunkvollen<br />

darüber aufragenden Apollon-Tempel ebenso wie der “Wartesaal”<br />

über dem Plutoniumseingang den eindrucksvollen Rahmen für die<br />

Präsentation der giftigen Wirkung der plutonischen Dämpfe und<br />

war für das Prestige des Kultes demnach weitaus wichtiger als der<br />

eigentliche Orakelort. 34 Im baulichen wie rituellen Gegensatz dazu<br />

steht die Ausgestaltung der im Vorangegangenen aufgeführten<br />

Orakelstätten, die alle vom Klienten selbst und teilweise in direktem<br />

Kontakt zum Gott befragt wurden, denn in diesem Falle galt<br />

es den Klienten von der Glaubwürdigkeit des Orakels zu überzeugen.<br />

So erhöhten die Verengung des dromos vor der Höhle von<br />

Herakleia oder der Schacht zwischen der ersten und der zweiten<br />

Höhle von Lebadeia den klaustrophobischen Charakter derselben.<br />

Das klarische Labyrinth verwirrte die Orientierung des Besuchers.<br />

Die Enge und Dunkelheit in Abonuteichos verhinderten <strong>eine</strong> genaue<br />

Sicht auf die “Götterpuppe”.<br />

34 Zum Plutonium von Hierapolis siehe etwa: CAROTTI<br />

(1963/1964) 411–433.

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