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“semitisches pantheon”. eine “männliche tyche” - MOSAIKjournal.com

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LOKALE KULTTRADITIONEN VS. “SEMITISCHES PANTHEON”| 61<br />

für die syrische Bevölkerung. “Fundamentalismus” im religiösen<br />

Denken war den Menschen der Euphrat-Region fremd.” 72<br />

Die parthische Herrschaft hat auf das religiöse Leben in Dura Europos<br />

k<strong>eine</strong>n großen Einfluss genommen, soweit es sich anhand<br />

der Inschriften oder bildlichen Darstellungen nachvollziehen lässt.<br />

Allein die Architektur der Heiligtümer wurde nach der Machtübernahme<br />

der Parther grundlegend umgestaltet. Es gilt allerdings wie<br />

bereits bemerkt nicht mehr als überraschend, dass in <strong>eine</strong>m so wenig<br />

griechisch aussehenden Tempelbau griechische Gottheiten verehrt<br />

wurden. 73 Die Parther beließen es in Dura offensichtlich bei<br />

<strong>eine</strong>r politischen Kontrolle. In Dura war es frühzeitig zu <strong>eine</strong>r Verbindung<br />

religiöser Vorstellungen der griechisch-makedonischen<br />

und der einheimischen Bevölkerung gekommen. Es handelt sich<br />

laut H. Scholten hier um ein Phänomen der Akkulturation, das „als<br />

nicht gesteuerte Reaktion auf individueller Ebene zu beobachten<br />

ist”. 74 Ungewiss wird bleiben, ob sich ein Bürger der Stadt Dura<br />

Europos im 1. Jh. n. Chr. des praktisch von Beginn der Besiedlung<br />

an einsetzenden Wandlungsprozesses überhaupt bewusst gewesen<br />

sei, so Scholten. Generell hielten die Menschen am Wesen <strong>eine</strong>r<br />

Gottheit fest, auch wenn die Palmyrener und Syrer ihn<br />

Baalschamen, Bel oder Hadad nannten, für die Bürger griechischer<br />

Abstammung blieb es s<strong>eine</strong>m Wesen nach Zeus. Für ein regulierendes<br />

Eingreifen gab es in der Gemeinschaft k<strong>eine</strong>n Bedarf. Trotz<br />

<strong>eine</strong>r deutlichen Assimilation in den Göttervorstellungen leistete<br />

die Religion <strong>eine</strong>n Beitrag zum Identitätsbewusstsein aller Bevölkerungsgruppen<br />

der Stadt. Man zeigte sich im Umgang mit den zunächst<br />

unbekannten Göttern flexibel.<br />

RESÜMEE<br />

Es ist wichtig, sich bei der Beschäftigung mit den lokalen Kulttraditionen<br />

und den Heiligtümern des antiken Orients darüber im Klaren<br />

zu sein, dass es so etwas wie ein einheitliches “Semitisches Pantheon”<br />

im östlichen Mittelmeerraum nicht gegeben hat, das den<br />

Götterwelten in der hellenistischen oder römischen Periode zu-<br />

72 SCHOLTEN (2005) 36.<br />

73 DIRVEN (1999) 115.<br />

74 SCHOLTEN (2005) 36.

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