E-Paper | Falstaff Magazin Österreich 07/2019
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gourmet / STADTPORTRÄT BERLIN<br />
Die sechste<br />
Etage im<br />
KaDeWe<br />
beeindruckt seit<br />
der Renovierung<br />
durch Rem<br />
Koolhaas noch<br />
mehr als zuvor.<br />
Das »Prism«<br />
unter Gal Ben<br />
Moshe ist ein<br />
Vertreter der<br />
derzeit so<br />
angesagten<br />
levantinischen<br />
Küche in Berlin.<br />
der Galeristenszene, lieben das. Einstige<br />
Pioniere wie die »Cordobar« (mittlerweile<br />
schlicht »Cordo«) sind längst arriviert – nicht<br />
falsch verstehen, unter dem Großtalent Yannic<br />
Stockhausen hat die Küche einen großen<br />
Sprung nach vorn gemacht. Noch nie war<br />
das Essen hier so gut wie bei ihm. Aber im<br />
Gegensatz zu früher ist spätestens um Mitternacht<br />
Schluss, auch den Nachbarn zuliebe.<br />
Der frühere »Cordobar«-Wirt Willi<br />
Schlögl ist weitergezogen und hat gemeinsam<br />
mit dem Ex-Nobelhart-&-Schmutzig-Sommelier<br />
Johannes Schellhorn eine eigene Weinbar<br />
eröffnet. In der »Freundschaft« stehen<br />
<<br />
Etwas versteckt<br />
im Schillerkiez<br />
gelegen, hat die<br />
Weinbar »Palsta«<br />
schon Fans bis in<br />
den Berliner<br />
Westen. Neben<br />
vielen Naturweinen<br />
bekommt man hier<br />
nordische Küche.<br />
Das »Golvet«<br />
bietet nicht nur<br />
fantastische<br />
Aussicht aus<br />
dem achten<br />
Stock, sondern<br />
auch auf dem<br />
Teller. Koch<br />
Björn Swanson<br />
ist in der Form<br />
seines Lebens.<br />
heute die spannenderen Weine auf der Karte,<br />
launig gegliedert in einem Buch, das neben<br />
einer Sektion »Burgenland« ein paar Seiten<br />
weiter auch noch die Rubrik »Burgenland<br />
intellektuell« führt, den Spaß gönnen sich die<br />
beiden <strong>Österreich</strong>er. Einziger Eintrag: Roland<br />
Velich und sein Weingut Moric.<br />
Noch im Status eines Geheimtipps ist<br />
dagegen »Palsta«, eine Weinbar mit nordischer<br />
Küche im angesagten Schillerkiez von<br />
Neukölln. In einer Wohngegend mit Blick<br />
aufs Tempelhofer Feld hat sich die Finnin Viivi<br />
Haussila-Seppo, 36, den Traum der eigenen<br />
Gastronomie erfüllt. Sie kam aus Helsinki<br />
nach Berlin, feierte erstmal ein Jahr durch<br />
und eröffnete dann ihre Weinbar. Haussila-<br />
Seppo bietet eine höchst individuelle, spannende<br />
Auswahl von 80 Naturweinen an. Ihr<br />
Küchenchef, der Däne Filip Sondergaard, liefert<br />
kleine Gerichte zum Teilen, vieles davon<br />
vegetarisch, manches fermentiert.<br />
Während also selbst in Neukölln langsam<br />
Gourmetkultur einzieht, hat sich auf der<br />
anderen Seite der Stadt ein bekannter Sehnsuchtsort<br />
für Feinschmecker neu herausgeputzt.<br />
Das KaDeWe in Charlottenburg ist<br />
Anziehungspunkt für Touristen aus aller Welt<br />
und hat seit der umfänglichen Renovierung<br />
durch Stararchitekt Rem Koolhaas nochmals<br />
an Renommee gewonnen. Insbesondere die<br />
sagenumwobene sechste Etage des Luxuskaufhauses<br />
wurde aufgerüstet: Die Feinkostetage<br />
ist nun in vier Quadranten aufgeteilt<br />
und nimmt Trends wie Superfood genauso<br />
auf (im Restaurant »Daluma«) wie Referenzen<br />
an die Stadt (mit dem »KaDeWe Späti«).<br />
Auch wenn die ganz großen Neueröffnungen<br />
in diesem Jahr ausblieben – es scheint,<br />
als schnaufe die Stadt einmal durch –, die<br />
Stadt bleibt das Foodie-Paradies in Deutschland.<br />
Zu neuen Höhenflügen hat auch die<br />
Küche des Nahen Ostens angesetzt. Vorreiter<br />
ist das »Prism«, in dem Gal Ben Moshe<br />
seine hochgelobte Modern Levantine Cuisine<br />
serviert. Aber auch das »Layla« des<br />
israelischen Spitzenkochs Meir Adoni<br />
boomt. Und nur, damit das nicht untergeht:<br />
Alte Bekannte wie der »Capital Club« am<br />
Gendarmenmarkt oder das »Ritz-Carlton«<br />
mit seinem Barchef Arnd Heissen sind nach<br />
wie vor einen Besuch wert. In bestechender<br />
Form ist auch Björn Swanson im »Golvet«,<br />
gerade zum Berliner Meisterkoch gekürt.<br />
Also, falls Sie überlegen: schon wieder Berlin?<br />
– Unbedingt, es lohnt sich. Immer.<br />
<<br />
Fotos: Stefan Wolf Lucks, Harry Schnitger, Ole Heinrich, Ben Fuchs, beigestellt<br />
176 falstaff<br />
okt–nov <strong>2019</strong><br />
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