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E-Paper | Falstaff Magazin Österreich 07/2019

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Fotos: Shutterstock, Jean-Daniel Sudres/hemis.fr/laif, LUKE SHARRETT/NYT/Redux/laif, beigestellt<br />

RYE<br />

WHISKY:<br />

DER FÄNGER<br />

MIT ROGGEN<br />

Wer sich auf eine Partie Rye Whiskey – ein<br />

Whiskey, der aus mindestens 51 Prozent<br />

Roggen bestehen muss – einlassen möchte,<br />

versuche es beispielsweise mit »Bulleit«<br />

Rye. Dieser besteht nämlich zu sage und<br />

schreibe 95 Prozent aus Roggen. Mit<br />

ihm bleiben keine Fragen mehr offen,<br />

was denn der Unterschied zwischen<br />

einem Bourbon- und einem Roggen-<br />

Destillat sei. Das kann man sich<br />

allerdings bereits sehr konkret<br />

vorstellen, wenn man zuerst eine<br />

Scheibe Mais- und dann ein<br />

Roggenbrot isst. Auch<br />

Jack Daniel’s<br />

gibt es als<br />

Rye.<br />

SINGLE<br />

BARREL:<br />

SAMMLER, AUFGEFASST!<br />

Worin sich die verschiedenen Getreideschnäpse eindeutig gleichen,<br />

das ist die Bezeichnung Single Barrel: die Einzelfassabfüllung.<br />

Sowohl in den USA, in Schottland, Irland als auch in Japan<br />

legen Sammler immer wieder Wert auf Whisk(e)y, der nur aus<br />

einem Fass kommt. Weil der Master Blender hier kaum mehr eingreifen<br />

kann, unterscheiden sich diese Whisk(e)ys sehr voneinander.<br />

Man kann sagen, dass diese Whisk(e)ys fast noch<br />

mehr Naturprodukt sind als die anderen. Wer eine Einzelfassabfüllung<br />

ersteht, bekommt auf seine Flasche in<br />

der Regel die Nummer des Fasses notiert. Das<br />

macht sie zu einem sehr begehrten und<br />

besonderen Geschenk.<br />

BOURBON:<br />

NOT MACHT<br />

ERFINDERISCH<br />

Whiskey trinkt man aus Nosing-Gläsern, die lange und andächtig<br />

geschwenkt werden vor dem ersten Schluck? Das sind<br />

Glaubenskriege. Serien wie »Mad Men« mögen uns gelehrt haben,<br />

dass es sich bei Bourbon – dem amerikanischen Whiskey aus mindestens<br />

51 Prozent Mais – um ein Getränk handelt, das in Tumblern und auf<br />

Eis geschwenkt werden sollte. Die Ästhetik bleibt eine Frage des persönlichen<br />

Befindens sowie der Tradition; ein Faktum hingegen ist, dass unsere<br />

Zunge auf Zimmertemperatur Aromen am besten wahrnimmt. Die anderen<br />

Getreide im amerikanischen Whiskey sind, neben Mais, in der Regel Weizen<br />

oder Roggen: Gelagert wird der New Make, wie man die frisch destillierte Spirituose<br />

nennt, oft gerade einmal zwei Jahre im ausgekohlten Eichenfass. Er ist<br />

dann ein Straight Bourbon. In Schottland sind es mindestens drei Jahre. Unter<br />

zehn Jahren schreibt man das in der Regel aber nicht auf die Flasche, sondern<br />

nutzt den Single Malt für einen Blend.<br />

Wie jeder, der einmal jung war, weiß, sind es vor allem Jim Beam und<br />

Jack Daniel’s, die sich früh international breit aufstellten. Die amerikanische<br />

Whiskey-Geschichte ist gesäumt von Verboten und Bürgerkriegen,<br />

von Schwarzbrennerei und Steuergesetzen, die heute mit der Kultur von<br />

Speakeasy-Bars glorifiziert werden. Gesagt sei allerdings, dass die Vielfalt<br />

dessen, was der Whiskey aus vornehmlich Kentucky und Tennessee<br />

heute vorzuweisen hat, auf eine bewegende Geschichte des frühen<br />

19. Jahrhunderts zurückgeht, als die Schotten das historische Bourbon<br />

County besiedelten. Zwingend probieren sollte man den »Bulleit Bourbon«.<br />

Er ist ein Liebling unter Bartendern und zeigt, wie es möglich ist,<br />

dass Whisky und Whiskey zwei komplett unterschiedliche Spirituosen<br />

sind. Verwandt und doch so fern.<br />

okt–nov <strong>2019</strong> falstaff<br />

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