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Anhaltspunkte für die ärztliche Gutachtertätigkeit

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Nachteilsausgleiche 137<br />

30 Erhebliche Beeinträchtigung der Bewegungsfähigkeit<br />

im Straßenverkehr (Merkzeichen „G“)<br />

(1) Nach § 146 Abs. 1 SGB IX und § 9 EStG (siehe Nummer 27) ist zu beurteilen,<br />

ob der behinderte Mensch infolge seiner Behinderung in seiner<br />

Bewegungsfähigkeit im Straßenverkehr erheblich beeinträchtigt ist.<br />

Hilflose und Gehörlose haben unabhängig davon stets einen Anspruch auf<br />

unentgeltliche Beförderung im öffentlichen Personenverkehr. Gehörlos im<br />

Sinne <strong>die</strong>ser Vorschrift sind nicht nur Hörbehinderte, bei denen Taubheit<br />

beiderseits vorliegt, sondern auch Hörbehinderte mit einer an Taubheit<br />

grenzenden Schwerhörigkeit beiderseits, wenn daneben schwere Sprachstörungen<br />

(schwer verständliche Lautsprache, geringer Sprachschatz) vorliegen.<br />

Das sind in der Regel Hörbehinderte, bei denen <strong>die</strong> an Taubheit<br />

grenzende Schwerhörigkeit angeboren oder in der Kindheit erworben<br />

worden ist.<br />

(2) In seiner Bewegungsfähigkeit im Straßenverkehr erheblich beeinträchtigt<br />

ist, wer infolge einer Einschränkung des Gehvermögens, auch<br />

durch innere Leiden, oder infolge von Anfällen oder von Störungen der<br />

Orientierungsfähigkeit nicht ohne erhebliche Schwierigkeiten oder nicht<br />

ohne Gefahren <strong>für</strong> sich oder andere Wegstrecken im Ortsverkehr zurückzulegen<br />

vermag, <strong>die</strong> üblicherweise noch zu Fuß zurückgelegt werden.<br />

Bei der Prüfung der Frage, ob <strong>die</strong>se Voraussetzungen vorliegen, kommt es<br />

nicht auf <strong>die</strong> konkreten örtlichen Verhältnisse des Einzelfalles an, sondern<br />

darauf, welche Wegstrecken allgemein – d.h. altersunabhängig von nichtbehinderten<br />

Menschen – noch zu Fuß zurückgelegt werden. Nach der<br />

Rechtsprechung gilt als ortsübliche Wegstrecke in <strong>die</strong>sem Sinne eine<br />

Strecke von etwa zwei Kilometern, <strong>die</strong> in etwa einer halben Stunde zurückgelegt<br />

wird. Für <strong>die</strong> Beurteilung der behinderungsbedingten Einschränkung<br />

des Gehvermögens sind bei alten Menschen physiologische Einschränkungen,<br />

<strong>die</strong> nach Nummer 18 Absatz 2 – im Gegensatz zu<br />

Behinderungen im Alter – nicht als Behinderung anzusehen sind, nicht mit<br />

heranzuziehen. Entsprechendes gilt <strong>für</strong> Kinder.<br />

Auch bei Säuglingen und Kleinkindern ist <strong>die</strong> gutachtliche Beurteilung<br />

einer erheblichen Beeinträchtigung der Bewegungsfähigkeit im Straßenverkehr<br />

erforderlich. Für <strong>die</strong> Beurteilung sind <strong>die</strong>selben Kriterien wie bei Erwachsenen<br />

mit gleichen Gesundheitsstörungen maßgebend. Es ist nicht zu<br />

prüfen, ob tatsächlich <strong>die</strong>sbezügliche behinderungsbedingte Nachteile vorliegen<br />

oder behinderungsbedingte Mehraufwendungen entstehen.<br />

(3) Die Voraussetzungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Annahme einer erheblichen Beeinträchtigung<br />

der Bewegungsfähigkeit im Straßenverkehr infolge einer behinde-<br />

30

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