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Anhaltspunkte für die ärztliche Gutachtertätigkeit

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62<br />

204 Soziales Entschädigungsrecht<br />

primären Hirnherde abhängig. So wurden nach der Encephalitis lethargica<br />

(von Economo) zahlreiche sehr wechselnde neurologische, meist extrapyramidale<br />

Symptome neben häufigen seelischen Veränderungen beobachtet,<br />

<strong>die</strong> oftmals erst nach langem symptomarmen Intervall in Erscheinung<br />

traten und deshalb eine sorgfältige differentialdiagnostische Abgrenzung<br />

(z.B. gegen Paralysis agitans) erfordern. Bei den seltenen Dauerfolgen nach<br />

Fleckfieberenzephalitis kommen ähnliche neurologische und psychische<br />

Störungen vor, allerdings nicht in derselben charakteristischen Ausprägung.<br />

Das gleiche gilt <strong>für</strong> <strong>die</strong> Begleitenzephalitiden.<br />

(3) Für <strong>die</strong> zerebralen Gefäßerkrankungen gelten <strong>die</strong> Ausführungen in den<br />

Nummern 92 und 93, in gleicher Weise. Hirngefäßaneurysmen entwickeln<br />

sich in der Regel schädigungsunabhängig. Außergewöhnlich schwere körperliche<br />

Belastungen können Mitursache einer Blutung sein.<br />

(4) Bei Hirnatrophien (mit entsprechenden Hirnfunktionsstörungen) ist zwischen<br />

den symptomatischen und idiopathischen Formen zu unterscheiden.<br />

Die Beurteilung der symptomatischen Formen (z.B. nach Dystrophie oder<br />

Fleckfieber), <strong>die</strong> im allgemeinen keine Progre<strong>die</strong>nz zeigen, richtet sich nach<br />

dem Grundleiden. Es ist zu beachten, dass Atrophien als Residuen perinataler<br />

Schädigungen, infolge zerebraler Gefäßprozesse oder auch im Gefolge<br />

toxischer Schädigungen (z.B. chronischer Alkoholismus) relativ häufig sind.<br />

Die idiopathischen Hirnatrophien sind keine Schädigungsfolge.<br />

(5) Chronische toxische Enzephalopathien kommen u.a. bei schweren<br />

chronischen Leberkrankheiten nach operativen Maßnahmen (portokavale<br />

Anastomose) und ebenso als Folge einer spontanen Entwicklung von Umgehungsbahnen<br />

vor (portokavale Enzephalopathie). Neben dem Nachweis<br />

von entsprechenden psychischen oder neurologischen Störungen kann <strong>die</strong><br />

Diagnose durch das Elektroenzephalogramm und durch Bestimmung des<br />

Ammoniakspiegels gestützt werden.<br />

Exogen-toxische Enzephalopathien können bei Kontakt mit einzelnen<br />

Chemikalien (z.B. Industriestoffe, Schwermetalle) vorkommen. Das Elektroenzephalogramm<br />

ist hierbei meist nicht aussagekräftig.<br />

(6) Infolge von schweren Herzerkrankungen (z.B. Herz-Kreislauf-Stillstand)<br />

kann es zu hypoxischen Hirnschäden kommen. Die Beurteilung richtet sich<br />

nach dem Grundleiden.<br />

62 Traumatische Rückenmarkschädigungen<br />

(1) Bei den traumatischen Rückenmarkschädigungen sind – wie bei den<br />

Hirnverletzungen – offene und gedeckte Schädigungen zu unterscheiden.

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