Anhaltspunkte für die ärztliche Gutachtertätigkeit
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Kausalitätsbeurteilung 205 62<br />
Die – selteneren – offenen Verletzungen (meist Schuss- oder Stichverletzungen)<br />
bereiten gutachtlich infolge der eindeutigen Lokalisation der<br />
Verletzung keine Schwierigkeiten.<br />
(2) Gedeckte Rückenmarkschädigungen können direkt (durch Stoß oder<br />
Schlag) oder indirekt (insbesondere durch extreme Beugungen oder Überstreckungen<br />
der Wirbelsäule) zustande kommen, häufiger bei engem<br />
Spinalkanal. Sie sind nicht immer mit Frakturen oder Luxationen der Wirbelsäule<br />
verbunden.<br />
(3) Bei einer Commotio spinalis handelt es sich um eine voll reversible<br />
traumatische Schädigung des Rückenmarks. Die im Anschluss an das<br />
Trauma auftretenden Funktionsstörungen (bis zum kompletten Querschnittssyndrom)<br />
bilden sich innerhalb von Stunden bis zu einem Tag vollständig<br />
zurück.<br />
(4) Eine Contusio spinalis liegt vor, wenn eine Quetschung, Prellung<br />
oder Zerrung des Rückenmarks zu einer Zerstörung von Rückenmarkgewebe<br />
mit entsprechenden bleibenden Folgen geführt hat (komplette<br />
oder inkomplette Querschnittssyndrome, auch intramedulläre Schädigungsmuster<br />
wie bei Syringomyelie infolge der besonderen Verletzbarkeit<br />
der grauen Rückenmarksubstanz). Die Symptomatik in den ersten Tagen<br />
nach der Verletzung ist im allgemeinen wesentlich ausgeprägter als <strong>die</strong><br />
Dauerfolgen.<br />
(5) Als Hämatomyelie wird eine Blutung in das Rückenmark – mit anschließender<br />
Nekrose – bezeichnet, <strong>die</strong> ein partielles Querschnittssyndrom oder –<br />
häufiger – eine Syringomyelie-Symptomatik zur Folge hat. Solche Blutungen<br />
sind meist traumatisch bedingt, können aber auch aufgrund einer Gefäßmißbildung<br />
(z.B. Angiom) entstehen. Nach einem Trauma entwickelt sich<br />
<strong>die</strong> Symptomatik mit einer Latenz von Minuten oder Stunden bis zu mehreren<br />
Tagen und bildet sich nach anfänglicher Progre<strong>die</strong>nz oft partiell wieder<br />
zurück.<br />
(6) Eine seltenere Traumafolge stellt <strong>die</strong> Spätmyelopathie dar, bei der infolge<br />
einer zystischen Degeneration nach längerem symptomfreien Intervall<br />
(Latenzen von Jahren sind beschrieben) ein fortschreitendes Querschnittssyndrom,<br />
teilweise mit Syringomyelie-Symptomatik in Erscheinung<br />
tritt. Die traumatische Rückenmarkschädigung muss zumindest durch <strong>die</strong><br />
Symptome einer Commotio spinalis nachgewiesen sein, wobei zu beachten<br />
ist, dass <strong>die</strong> Höhe des fortschreitenden Querschnittssyndroms um mehrere<br />
Segmente (bis zu sechs) von der Höhe der unmittelbar nach dem Trauma<br />
aufgetretenen Symptomatik bzw. einer nachgewiesenen Wirbelkörperfraktur<br />
abweichen kann.