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Anhaltspunkte für die ärztliche Gutachtertätigkeit

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Kausalitätsbeurteilung 249 122<br />

(2) Bei den megaloblastären Anämien sind <strong>die</strong> essentielle Form (perniziöse<br />

Anämie) und <strong>die</strong> symptomatischen Formen zu unterscheiden. Für erstere<br />

sind endogene Faktoren durchweg maßgebend. Symptomatische Formen<br />

werden mehrere Jahre nach ausgedehnten Magenresektionen, bei der<br />

Sprue und in seltenen Fällen bei chronischen Magen- und Darmveränderungen<br />

mit schweren Resorptionsstörungen beobachtet. Die Beurteilung des<br />

ursächlichen Zusammenhangs richtet sich nach dem Grundleiden.<br />

(3) Eine hämolytische Anämie kann angeboren oder erworben sein. Erworbene<br />

hämolytische Anämien können Folge einer Infektionskrankheit<br />

(z.B. Erkrankung durch Viren oder Mykoplasmen, Malaria), bestimmter<br />

Medikamente (z.B. einiger Antibiotika), maligner Lymphome und auch<br />

mechanischer Einwirkungen (bei Herzklappenprothesen) sein, wenn sie in<br />

enger zeitlicher Verbindung auftreten.<br />

(4) Unter den hämorrhagischen Diathesen sind <strong>die</strong> Thrombozytopenien und<br />

Thrombozytenfunktionsstörungen am häufigsten; sie können nach Infektionskrankheiten,<br />

als Arzneimittelschäden und auch im Rahmen anderer<br />

Blutkrankheiten vorkommen.<br />

Die plasmatischen Gerinnungsstörungen können angeboren (z.B. Hämophilien)<br />

und auch erworben sein (insbesondere bei Leberschäden und durch<br />

Medikamente – z.B. Cumarine).<br />

Daneben gibt es gefäßbedingte Blutungsleiden (z.B. vaskuläre Purpura), <strong>die</strong><br />

ebenfalls angeboren oder erworben sein können. Bei den erworbenen<br />

Formen sind vorausgegangene Infektionskrankheiten oder Autoimmunprozesse<br />

zu berücksichtigen.<br />

(5) Bei der Entwicklung von Knochenmarkschäden (insbesondere aplastische<br />

Anämie [Panmyelopathie], Agranulozytose, myelodysplastische Syndrome) können<br />

bestimmte Medikamente (z.B. Zytostatika, einige Antirheumatika, einzelne<br />

Antibiotika), toxische Substanzen (vor allem organische Lösungsmittel, z.B.<br />

Benzol), ionisierende Strahlen und auch Virusinfektionen (z.B. Hepatitis) eine<br />

ursächliche Bedeutung erlangen. Häufig besteht eine sehr enge zeitliche Verbindung;<br />

aber auch Intervalle von Jahren und Jahrzehnten sind beobachtet worden.<br />

(6) Die Ätiologie der meisten myelodysplastischen Syndrome und der<br />

Neoplasien der Hämatopoese (Leukämien, Plasmozytom, Polycythaemia<br />

vera, Osteomyelosklerose, essentielle Thrombozythämie, maligne Lymphome)<br />

ist wissenschaftlich noch weitgehend ungeklärt.<br />

Hinreichend geklärt ist bei akuten Leukämien, myelodysplastischen Syndromen<br />

und chronischen myeloischen Leukämien <strong>die</strong> ursächliche Bedeutung<br />

von ionisierenden Strahlen in einer Knochenmarkdosis von mindestens<br />

0,2 Sv (<strong>die</strong>ser Wert entspricht etwa der Verdoppelungsdosis), von Strahlen

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