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Anhaltspunkte für die ärztliche Gutachtertätigkeit

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254 Soziales Entschädigungsrecht<br />

Davon abzugrenzen ist eine kompensatorische seitliche Verbiegung der<br />

Wirbelsäule – oft auch Skoliose genannt –, <strong>die</strong> eine Anpassung an eine Änderung<br />

der statischen Verhältnisse darstellt und ausgleichbar oder – nach<br />

jahrelangem Bestehen – auch fixiert sein kann. Ausgleichbare wie fixierte<br />

seitliche Verbiegungen können Krankheitswert haben; eine zusätzliche<br />

MdE kommt nur bei fixierten seitlichen Verbiegungen mit ungünstigen<br />

statisch-funktionellen Verhältnissen in Betracht.<br />

(3) Die Scheuermann-Krankheit (Adoleszenten-Kyphose) beruht auf einer<br />

Wachstumsstörung, <strong>die</strong> häufig in einen Rundrücken (Kyphose) bzw. (selten)<br />

in einen Flachrücken mündet. Oft setzen erst im späteren Leben Beschwerden<br />

ein. Die Diagnose ist röntgenologisch zu stellen; persistierende<br />

Vorderkantenapophysen und Keilwirbelbildungen können mit traumatischen<br />

Wirbelsäulenschäden verwechselt werden. Ein ursächlicher Zusammenhang<br />

im Sinne der Verschlimmerung kann nur bei abnorm schwerer<br />

körperlicher Belastung im Jugendalter angenommen werden.<br />

(4) Osteoporosen (Osteomalazie, Osteopenie) werden nicht durch Wehr<strong>die</strong>nst,<br />

Kriegseinsatz oder ähnliche Belastungen direkt verursacht. Bei einer<br />

schweren, langdauernden Dystrophie, bei hartnäckigen Resorptionsstörungen<br />

der Verdauungsorgane, bei chronischen Erkrankungen der ableitenden<br />

Harnwege oder anderen schweren verzehrenden Erkrankungen, bei bestimmten<br />

Störungen der inneren Sekretion u.a. kann eine Osteoporose<br />

auftreten. Die auf <strong>die</strong>se Weise entstandenen Osteoporosen pflegen in der<br />

Regel mit der Heilung des Grundleidens abzuklingen, es sei denn, dass<br />

bereits eine Verformung von Wirbelkörpern aufgetreten ist (Osteopathie).<br />

Bei älteren Menschen auftretende so genannte Involutionsosteoporosen<br />

sind nicht auf äußere Einwirkungen zurückzuführen.<br />

(5) Die Spondylolisthesis (Wirbelgleiten nach vorn auf dem Boden einer<br />

Spondylolyse und mit gleichzeitiger Bandscheibendegeneration) ist in der<br />

Regel eine schädigungsunabhängige Verknöcherungsstörung. Besonders<br />

betroffen sind <strong>die</strong> unteren Abschnitte der Lendenwirbelsäule. Eine traumatische<br />

Spondylolisthesis gibt es nur in äußerst seltenen Fällen nach einem<br />

beidseitigen Bruch des Wirbelbogens.<br />

Eine bereits bestehende Spondylolyse oder Spondylolisthesis kann durch<br />

Wirbelsäulentraumen verschlimmert werden. Die Annahme einer Schädigungsfolge<br />

im Sinne der Verschlimmerung kommt dann in Betracht, wenn<br />

eine wesentliche Zunahme des Gleitens in enger zeitlicher Verbindung mit<br />

einem geeigneten Trauma nachgewiesen ist. Die Pseudospondylolisthesis<br />

ist Folge einer Bandscheibendegeneration; sie weist keine Wirbelbogenspaltbildung<br />

auf.

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