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Anhaltspunkte für die ärztliche Gutachtertätigkeit

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Kausalitätsbeurteilung 233 106<br />

Die Typ B-Gastritis ist <strong>die</strong> häufigste Form der chronischen Gastritis. Helicobacter<br />

pylori tritt nur beim Menschen auf und wird in der Regel von Mensch<br />

zu Mensch übertragen; diskutiert wird auch eine Schmierinfektion. Sie ist<br />

Schädigungsfolge, wenn der Betroffene einer Helicobacter pylori-Infektion<br />

in besonderem Maße ausgesetzt war (z.B. bei Gastroskopien, Altenpflege,<br />

Aufenthalt in Gebieten mit hoher Durchseuchung und ungünstigen hygienischen<br />

Verhältnissen) und keine Hinweise darauf bestehen, dass schon vorher<br />

eine Gastritis vorgelegen hat. Bei geeigneter Behandlung heilt <strong>die</strong> chronische<br />

Typ B-Gastritis in der Regel folgenlos aus. Unbehandelt kann sich<br />

– meist nach einer Latenzzeit von zwei bis drei Jahrzehnten – ein Magenkarzinom<br />

entwickeln. Die Entwicklung eines MALT-Lymphoms des Magens<br />

infolge chronischer Typ B-Gastritis ist umstritten; eine Kannversorgung ist<br />

zu prüfen, wenn <strong>die</strong> chronische Gastritis als Schädigungsfolge zu beurteilen<br />

ist.<br />

Eine Typ C-Gastritis kann Schädigungsfolge sein, wenn <strong>die</strong> chemisch-toxischen<br />

Substanzen (z.B. Langzeittherapie mit nichtsteroidalen Antirheumatika)<br />

schädigungsbedingt eingewirkt haben.<br />

(4) Ähnliche Beschwerden, wie sie bei der chronischen Gastritis bestehen<br />

können, gibt es auch bei normaler Magenschleimhaut. Diese oft auch als<br />

Reizmagen bezeichneten Beschwerden sind häufig psychosomatischer<br />

Natur. Die gewöhnlich geltend gemachten Umstände, wie unregelmäßige<br />

Mahlzeiten, kalt gewordenes Essen, gefrorenes Brot, verminderte Kaufunktion,<br />

Erkältungen usw. sind keine wesentliche Bedingung. Der Einfluss der<br />

Genussgifte ist umstritten.<br />

(5) Sowohl einzelne Geschwüre des Magens und des Zwölffingerdarms als<br />

auch das Geschwürsleiden des Magens und Zwölffingerdarms sind in der<br />

Regel Folgen einer chronischen Gastritis, meist einer durch Helicobacter<br />

pylori hervorgerufenen Typ B-Gastritis. Ist Letztgenannte Schädigungsfolge,<br />

sind <strong>die</strong> Geschwüre in jedem Fall entsprechend zu beurteilen.<br />

Im übrigen können besondere exogene Faktoren ebenso wie <strong>für</strong> das Auftreten<br />

eines einzelnen Geschwürs auch <strong>für</strong> ein Geschwür im Ablauf eines<br />

Geschwürsleidens wesentliche Bedeutung erlangen. Zwar nicht <strong>die</strong> gewöhnlichen<br />

Umstände des Dienstes im Frieden, aber z.B. ungewöhnlich<br />

schwere langdauernde seelische, ggf. auch körperliche Belastungen, vor<br />

allem im Kriegseinsatz oder in der Gefangenschaft, auch entsprechend<br />

schwere Verwundungen und Infektionskrankheiten, können ein damit in<br />

enger zeitlicher Verbindung auftretendes Geschwür – nicht aber das gesamte<br />

Geschwürsleiden – mitverursachen. Die Auswirkung solcher Faktoren ist<br />

als beendet anzusehen, wenn das Geschwür ohne Funktionsstörung geheilt<br />

ist. Spätere Geschwüre können mit den vergangenen Lebensumständen

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