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Anhaltspunkte für die ärztliche Gutachtertätigkeit

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140<br />

262 Soziales Entschädigungsrecht<br />

(2) Entzündlich-rheumatische Krankheiten sind solche mit allgemeinen<br />

Zeichen akuter oder chronischer Entzündung und bestimmten pathologisch-anatomischen<br />

Veränderungen des Bindegewebes (insbesondere des<br />

Stützapparates und der Gelenke, auch der inneren Organe, Nerven und<br />

Gefäße).<br />

Die Begutachtung muss der ätiologischen Verschiedenartigkeit (weitgehend<br />

bekannte oder ungewisse Ätiologie) der entzündlich-rheumatischen<br />

Krankheiten Rechnung tragen, wobei der serologische Nachweis von großer<br />

Bedeutung sein kann.<br />

a) Reaktive/postinfektiöse Arthritiden<br />

Das akute rheumatische Fieber ist eine sehr selten gewordene Zweitkrankheit,<br />

<strong>die</strong> nach Infektionen mit beta-hämolysierenden A-Streptokokken<br />

aufgrund einer besonderen Immunreaktion entsteht. Zu den<br />

typischen Erscheinungen gehören Entzündungen der Gelenke und des<br />

Herzens, selten auch des Zentralnervensystems. Meist ist eine Tonsillitis<br />

<strong>die</strong> Vorkrankheit. Wenn durch <strong>die</strong>nstliche Verhältnisse eine Streptokokkeninfektion<br />

aufgetreten ist oder <strong>die</strong> <strong>die</strong>nstlichen Umstände das<br />

Auftreten der rheumatischen Krankheit wesentlich begünstigt haben,<br />

ist <strong>die</strong>se Erkrankung als Schädigungsfolge anzusehen. Eine enge zeitliche<br />

Verbindung muss bestehen. Die Gelenkentzündungen heilen<br />

meist ab. Am Herzen können dagegen Folgen zurückbleiben, <strong>die</strong><br />

manchmal erst nach Jahren erkennbar werden.<br />

Bei Rezidiven sind neu mitwirkende Bedingungen in ihrer ursächlichen<br />

Bedeutung abzuwägen. Mit zunehmendem zeitlichen Abstand<br />

des Rezidivs von der Ersterkrankung und bei Fehlen von Brückensymptomen<br />

wird ein Zusammenhang zwischen beiden zunehmend<br />

fraglich.<br />

Andere akute, reaktive Arthritiden und Spondylarthritiden haben an<br />

Bedeutung zugenommen. Ursächlich kommen hier enterale, urogenitale<br />

und respiratorische Infekte durch bestimmte Bakterien (z.B.<br />

Yersinien, Salmonellen, Shigellen, Chlamy<strong>die</strong>n) oder Viren (z.B. Coxsackie,<br />

Hepatitis, Röteln, HIV) in Betracht. Im allgemeinen heilen <strong>die</strong>se<br />

Arthritiden innerhalb von Monaten, spätestens in wenigen Jahren<br />

aus.<br />

Zu den rheumatischen Manifestationen der Lyme-Borreliose siehe<br />

Nummer 54.37.<br />

b) Die Reiter-Krankheit (Trias: Arthritis, Konjunktivitis, Urethritis) ist eine<br />

besondere Verlaufsform der reaktiven Arthritiden. Die Ätiopathogenese<br />

<strong>die</strong>ser Krankheit ist zum Teil noch ungeklärt.

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