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Anhaltspunkte für die ärztliche Gutachtertätigkeit

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55<br />

188 Soziales Entschädigungsrecht<br />

55 Tuberkulose<br />

(1) Das tuberkulöse Geschehen muss als pathogenetische Einheit angesehen<br />

werden. Um eine gleichmäßige Beurteilung der Tuberkulose sicherzustellen,<br />

sind folgende Bezeichnungen und ihre Definitionen zugrunde zu legen:<br />

I. Primärinfektion bzw. Erstinfektion, Primärkomplex (Primärherdtuberkulose<br />

bzw. Erstherdtuberkulose, Primärinfekt)<br />

Eine Primärinfektion ist dann anzunehmen, wenn eine bei vergleichbarer<br />

Technik bis dahin negativ ausgefallene Tuberkulinprobe bei erneuter Prüfung<br />

positiv wird und keine Anzeichen auf eine bereits früher abgelaufene<br />

Tuberkuloseinfektion vorliegen (Kalkherde im Bereich des Thorax, des Halses,<br />

des Abdomens sowie Pleuritisresiduen u.a.).<br />

Die Primärinfektion – überwiegend in der Lunge manifestiert – wird in zunehmendem<br />

Maße in der Adoleszenz oder auch später als so genannte späte<br />

Erstinfektion beobachtet. Das Auftreten einer Pleuritis exsudativa, eines<br />

Erythema nodosum, von Phlyktänen u.a. kann darauf hinweisen.<br />

II. Reinfektion<br />

(Neuansteckung, Wiederholungsinfektion, Reinfekt)<br />

Die Reinfektion ist eine exogene Neuinfektion infolge erneuter Aufnahme<br />

von Tuberkulosebakterien mit Neuherdbildung bei erloschener Tuberkulinallergie.<br />

Sie kann dann angenommen werden, wenn bei früher positiven Tuberkulinproben<br />

oder feststellbaren Residuen einer durchgemachten Tuberkuloseinfektion<br />

nach mehrjährigem krankheitsfreien Intervall <strong>die</strong><br />

Tuberkulinprobe negativ war, nach erneuter Prüfung mit vergleichbarer<br />

Technik wieder positiv geworden ist und neue – <strong>für</strong> eine Primärinfektion typische<br />

– Krankheitsherde nachweisbar sind.<br />

III. Superinfektion (Zusätzliche Ansteckung, Aufpfropfinfektion, Superinfekt)<br />

Die Superinfektion ist eine seltene exogene Neuinfektion infolge erneuter<br />

Aufnahme von Tuberkulosebakterien bei erhaltener Tuberkulinallergie. Die<br />

Superinfektion kann zur Neuherdbildung führen. Sie darf nicht mit einer<br />

Exazerbation alter Herde verwechselt werden.<br />

IV. Exazerbation<br />

Exazerbation ist der Wiederaufbruch bzw. das Wiederaufflackern eines oder<br />

mehrerer älterer tuberkulöser Herde aus exogener oder endogener Ursache;<br />

häufig erfolgt <strong>die</strong>se im eigengesetzlichen Verlauf der Tuberkulose.

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