Anhaltspunkte für die ärztliche Gutachtertätigkeit
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Kausalitätsbeurteilung 237 108<br />
c) in den Jahren nach Einwirkung des schädigenden Ereignisses <strong>für</strong> eine<br />
chronische Hepatitis sprechende Brückensymptome nachgewiesen sind.<br />
Je größer der zeitliche Abstand zwischen der akuten Hepatitis und der klinischen<br />
Manifestation der chronischen Hepatitis ist, um so eher muss damit<br />
gerechnet werden, dass schädigungsunabhängige Noxen (z.B. Übergewicht,<br />
Alkohol) eine ursächliche Bedeutung erlangt haben. Es ist zu beachten, dass<br />
Verläufe einer chronischen Hepatitis von zwei Jahrzehnten und mehr vorkommen.<br />
Die Autoimmunhepatitis wird durch den Nachweis bestimmter Autoantikörper<br />
bei Fehlen der Virusmarker diagnostiziert. Ihre Ursache ist ungeklärt,<br />
eine Kannversorgung kommt in Betracht. Die Autoimmunhepatitis ist von<br />
der klinisch-morphologisch ähnlichen Arzneimittelhepatitis (z.B. durch<br />
Methyldopa, Nitrofurantoin, Minocyclin, Isoniazid, Sulfonamide, Halothan)<br />
abzugrenzen.<br />
(4) Die Leberzirrhose ist das Spätstadium chronisch-entzündlicher Vorgänge<br />
in der Leber, das sich aufgrund fast aller in Absatz 1 genannten Noxen über<br />
verschiedene morphologische Bilder entwickeln kann. Bei der fortgeschrittenen<br />
Leberzirrhose ist <strong>die</strong> primäre Schädigung aus dem morphologischen<br />
Befund oft nicht mehr erkennbar. Klinisch kann <strong>die</strong> Aktivität der Zirrhose<br />
unterschiedlich sein.<br />
Wenn sich <strong>die</strong> Entwicklung der Leberzirrhose lückenlos bis zur primären<br />
Schädigung zurückverfolgen lässt, bereitet <strong>die</strong> Beurteilung des ursächlichen<br />
Zusammenhangs keine Schwierigkeiten. Wird dagegen eine Leberzirrhose<br />
erst in einem Spätstadium entdeckt, so muss sehr sorgfältig geprüft<br />
werden, welche Noxen in Betracht kommen. Die Leberzirrhose kann dann<br />
aber auch noch ohne Nachweis von Brückensymptomen als Schädigungsfolge<br />
angesehen werden, wenn<br />
a) eine relevante Hepatitis oder extreme Lebensverhältnisse mit einer<br />
Schädigung der Leber durch eine Infektionskrankheit vorgelegen haben<br />
und<br />
b) weder aus dem morphologischen und immunologischen Bild noch aus<br />
anderen Umständen begründet auf eine schädigungsunabhängige<br />
Entwicklung geschlossen werden kann.<br />
(5) Die Fettleber kommt vor allem bei chronischem Alkoholkonsum, Überernährung,<br />
Diabetes mellitus, Hyperlipidämien vor. Sie ist nicht <strong>die</strong> Folge<br />
einer Hepatitis oder von Jahre zurückliegenden Gefangenschaftseinflüssen.<br />
Die Fettleber in unkomplizierter Form bildet sich nach Wegfall der Noxe<br />
immer zurück.