3 Katalytische Performance der Mo/V(/W)-Mischoxide - tuprints
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164 Zusammenfassung und Ausblick<br />
verlaufen über die gleiche Zwischenstufe. Plausibel für die Säurebildung ist ein<br />
Mechanismus, <strong>der</strong> ausgehend von Acrolein in <strong>der</strong> Gasphase bis unmittelbar vor <strong>der</strong><br />
Desorption von Acrylsäure vollständig reversibel ist. Aufgrund <strong>der</strong> Tatsache, dass die<br />
Austauschreaktion des Acroleins bereits bei Temperaturen um 300 °C in signifikantem<br />
Umfang stattfindet und die Aktivierungsbarriere im Verhältnis zu den<br />
Oxidationsreaktionen sehr niedrig liegt, wird ein nur schwach gebundener Komplex<br />
vorgeschlagen, in dem zwei Sauerstoffatome gleichwertig an das Carbonyl-C-Atom<br />
gebunden sind. Dabei könnte es sich um einen sechsgliedrigen Ring handeln, <strong>der</strong> aus <strong>der</strong><br />
Carbonylfunktion eines Acroleinmoleküls und zwei sauerstoffverbrückten Metallzentren<br />
gebildet wird. Eine tragende Rolle <strong>der</strong> allylischen Doppelbindung in Acrolein (H2C=CH-<br />
CHO) konnte durch ein Referenzexperiment mit Propionaldehyd ausgeschlossen werden,<br />
in dem dieser am Mischoxid sowohl einen Sauerstofftausch als auch Partialoxidation<br />
eingeht.<br />
Darüber hinaus berücksichtigt <strong>der</strong> gezeigte Mechanismus den Sauerstofftransfer zwischen<br />
Katalysatorbulk und den aktiven Oberflächenzentren. Für den Sauerstofftransport durch<br />
den Festkörper spielt die Anwesenheit von Leerstellen eine entscheidende Rolle. Der<br />
Promotionseffekt durch redoxinaktives Wolfram (VI) wird auf die Einführung solcher<br />
Leerstellen zurückgeführt. Die strukturelle Stabilität <strong>der</strong> <strong>Mischoxide</strong> unter Reaktionsgas<br />
kann auf Basis <strong>der</strong> Sauerstoffionenbeweglichkeit im Gitter – erhalten aus den 18 O2-<br />
Tracerexperimenten – diskutiert werden. Wenn Wolfram die Sauerstoffmobilität im Bulk<br />
erhöht, so erklärt dies die Eigenschaften des Wolframs als Strukturpromotor dadurch,<br />
dass Phasenumwandlungen durch lokale Reduktion vermieden werden.<br />
Die SSITKA ermöglicht prinzipiell auch die direkte Quantifizierung <strong>der</strong> Aktivzentren<br />
über den Isotopentausch unter stationären Reaktionsbedingungen. Dieses Ergebnis des<br />
Isotopenaustauschexperiments am hier untersuchten Reaktionssystem wird jedoch durch<br />
die Austauschreaktionen <strong>der</strong> Sauerstoffatome an <strong>der</strong> Katalysatoroberfläche mit dem<br />
nachgelieferten sauerstofftragenden Edukt Acrolein sowie mit <strong>der</strong> gebildeten Acrylsäure<br />
überlagert. Erst die mathematische <strong>Mo</strong>dellierung <strong>der</strong> Experimente führt zu quantitativen<br />
Aussagen über die Beteiligung <strong>der</strong> Katalysatorspezies und über die Kinetik <strong>der</strong> am<br />
Katalysator ablaufenden Reaktionen. Diese Aussagen können mit <strong>der</strong> Zusammensetzung<br />
und den damit verbundenen Eigenschaften <strong>der</strong> <strong>Mischoxide</strong> korreliert werden.