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Aspekte der morphologischen Analyse des Deutschen - Universität ...

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Kapitel 1: Einführung<br />

Der Chart besteht vor <strong>der</strong> <strong>Analyse</strong> nur aus den "trivialen" Kanten, die die Buchstaben <strong>des</strong> zu<br />

analysierenden Wortes verbinden. Im Verlauf <strong>der</strong> <strong>Analyse</strong> werden aufgrund <strong>der</strong> quasi-phonologischen<br />

Regel<br />

(1) ied� � y + ed�<br />

(� steht für ein Leerzeichen, also für das Wortende) weitere Kanten in den Chart eingeführt.<br />

Integriert in dieses Modell ist eine ökonomische Lexikonorganisation und ein Mechanismus,<br />

<strong>der</strong> die Anwendungsreihenfolge <strong>der</strong> Regeln <strong>der</strong> obengenannten Art regelt. 5<br />

Festzuhalten bleibt, daß dieser Ansatz wohl eher theoretisch als praktisch erfolgreich war; er<br />

war jedoch <strong>der</strong> erste, dem es gelang, ein deklaratives Moment, das aber prozedural interpretiert<br />

werden kann, in die morphologische Beschreibung einzuführen.<br />

Eine weitere Verbesserung morphologischer <strong>Analyse</strong>methoden bedeutete die Einführung<br />

<strong>der</strong> sog. Two-Level-Morphology durch Koskenniemi (1983), seinerzeit beeinflußt von unveröffentlichte<br />

Ideen von M. Kay und R. Kaplan, die erst 1994 in Druck gingen (Kaplan/Kay<br />

(1994)). Ausgehend von einer kurz angedeuteten Idee in Kay (1982) 6 verwendet Koskenniemi<br />

ebenfalls endliche, überführende Automaten (sog. Transducer) 7 , läßt diese jedoch nicht<br />

seriell wie Kay, son<strong>der</strong>n parallel operieren. Die <strong>der</strong> seriellen Transducer-Komposition eigenen<br />

expliziten o<strong>der</strong> impliziten Zwischenbän<strong>der</strong>, die jeweils nach <strong>der</strong> Anwendung einer Regel<br />

gebildet werden, fallen hierbei fort, somit auch das Problem <strong>der</strong> Regelanordnung. Es gibt<br />

nur zwei Bän<strong>der</strong>, dasjenige mit <strong>der</strong> Oberflächenform und dasjenige mit <strong>der</strong> zugrundeliegenden<br />

lexikalischen Form (durch Pluszeichen verbundene Morpheme); das parallele Operieren<br />

<strong>der</strong> jeweils für einzelne Regeln stehenden Transducer legt die Beziehungen o<strong>der</strong> auch<br />

Abweichungen fest, die zwischen den beiden Bän<strong>der</strong>n vorliegen dürfen. Koskenniemi geht<br />

jedoch zunächst nicht von Transducern, son<strong>der</strong>n von einer Regelnotation aus, die erst später<br />

als Transducer abgebildet wird. Eine Two-Level-Regel hat die folgende Form:<br />

a:b op LC __ RC<br />

5 Die phonologische Konzeption von Chomsky/Halle (1968) macht ähnlich <strong>der</strong> generativen Syntaxtheorie<br />

Gebrauch von verschiedenen Beschreibungsebenen, die über Transformationen miteinan<strong>der</strong><br />

in Bezug gesetzt werden. Ähnlich wie in <strong>der</strong> Syntax stellt sich jedoch das Problem, in welcher Reihenfolge<br />

die Transformationsregeln bei <strong>der</strong> Ableitung <strong>der</strong> Oberflächenstruktur angewandt werden sollen.<br />

Dieses Problem ist bedeutsam für das weiter unten dargestellte Two-Level-Modell von Koskenniemi<br />

(1983).<br />

6 Kay (1982) schlägt vor, die einzelnen phonologischen Regeln als Transducer aufzufassen, die jeweils<br />

Beschränkungen zwischen <strong>der</strong> Oberflächenform und <strong>der</strong> zugrundeliegenden lexikalischen Form (den<br />

beiden Bän<strong>der</strong>n <strong>des</strong> Transducers) abbilden. Das oben erwähnte Problem <strong>der</strong> Reihenfolge <strong>der</strong> Regelanordnung<br />

könnte durch eine festgelegte Kaskadierung <strong>der</strong> einzelnen Transducer gelöst werden. Da ein<br />

Theorem <strong>der</strong> Automatentheorie besagt (vgl. Reape/Thomson (1988)), daß eine Menge via Komposition<br />

verknüpfter endlicher Transducer äquivalent zu einem einzigen Transducer ist, ist es möglich, die<br />

Transducer-Kaskade durch einen einzigen Automaten zu ersetzen, <strong>der</strong> dann den bekannten Optimierungsverfahren<br />

für endliche Automaten (Zustandsminimierung) zugänglich ist.<br />

7 Formal ist ein Transducer ein 6-Tupel (Q, �, �, �, q0, F ), bei dem Q, q0 und F wie bei einem endlichen<br />

Automaten sind. � und � bilden die Alphabete <strong>der</strong> beiden Bän<strong>der</strong>, während � eine Abbildung von<br />

Q × (� � {�}) auf endliche Teilmengen von Q � � * realisiert. Man kann sich die Funktionsweise eines<br />

Transducers so vorstellen, daß er in einem Zustand Q i einer Kante, die mit einem Symbol aus � � {�}<br />

etikettiert ist, in einen Zustand Q j folgt und dabei einen String aus � * ausgibt.<br />

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