Aspekte der morphologischen Analyse des Deutschen - Universität ...
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Kapitel 1: Einführung<br />
wobei a und b Alphabetsymbole <strong>der</strong> beiden Bän<strong>der</strong> sind, op aus <strong>der</strong> Menge { �, �, � } ist<br />
und LC und RC den linken bzw. rechten Kontext <strong>des</strong> durch __ veranschaulichten Symbolpaares<br />
auf <strong>der</strong> linken Regelseite bildet. Bei <strong>der</strong> Notation <strong>der</strong> Kontexte kann von Verkettung,<br />
Disjunktion und Kleene-Stern Gebrauch gemacht werden. Als Beispiel für eine konkrete Regel<br />
gebe ich eine Regel für das Englische wie<strong>der</strong> (vgl. Ritchie et al. (1992:152)):<br />
(2) +:e � { s:s x:x z:z } __ s:s<br />
Diese Regel, die die Bildung <strong>des</strong> Plurals von englischen Nomen beschreibt, besagt, daß ein +<br />
auf dem Lexikonband mit einem e auf dem Oberflächenband korrespondiert, gdw. es zwischen<br />
dem angegebenen linken Kontext (geschweifte Klammern stehen dabei für Disjunktion,<br />
eckige für Optionalität) und dem Symbol s auf dem Oberflächenband steht. Das Symbol<br />
+ steht für ein Morphemverknüpfungszeichen auf dem lexikalischen Band. Diese Regel<br />
leistet also einen Teil <strong>des</strong>sen, was die weiter oben wie<strong>der</strong>gegebene Regel von Kay leistet. Die<br />
Semantik <strong>der</strong> Operatoren � , � und � ist in Tabelle 1.1 wie<strong>der</strong>gegeben (vgl. Ritchie et al.<br />
(1992:26f)):<br />
� Context Restriction Das Symbolpaar links vom Operator kann nur in den rechts davon<br />
angegebenen Kontexten stehen.<br />
� Surface Coercion Ist <strong>der</strong> Kontext wie rechts angegeben und befindet sich das erste<br />
Symbol <strong>des</strong> Paares links auf dem Lexikonband, dann muß sich<br />
das zweite Paarsymbol auf dem Oberflächenband befinden.<br />
� Composite Bezeichnet die Kombination von � und �.<br />
Tabelle 1.1: Mögliche Operatoren in Two-Level-Regeln<br />
Der in <strong>der</strong> Regel verwendete �-Operator besagt also beispielsweise, daß, falls <strong>der</strong> angegebene<br />
Kontext vorliegt, das Paar +:e sich auf den beiden Bän<strong>der</strong>n befinden muß und umgekehrt,<br />
wenn das Paar +:e vorliegt, <strong>der</strong> Kontext so wie angegeben beschaffen sein muß.<br />
Eine Beson<strong>der</strong>heit <strong>des</strong> Modells ist sein relationaler Charakter, also die Nichtdirektionalität<br />
<strong>der</strong> beiden Bän<strong>der</strong>. Es kann daher sowohl für die <strong>Analyse</strong> von Oberflächenformen in Morphemfolgen<br />
als auch für die Generierung von Oberflächenformen aus Morphemfolgen eingesetzt<br />
werden. Im Ansatz von Koskenniemi (1983) werden diese Regeln anschließend von<br />
Hand in parallelgeschaltete Transducer umgesetzt; Koskenniemi (1986) schlägt hierzu einen<br />
Regelcompiler vor. Ritchie et al. (1992:150ff) gehen einen etwas an<strong>der</strong>en Weg und erzeugen<br />
speziell interpretierte Automaten, um die zahlreichen Automatenübergänge zu vermeiden,<br />
die nur dazu dienen, einen „Neustart“ je<strong>der</strong> TL-Regel zu ermöglichen, solange noch ihr linker<br />
Kontext abgearbeitet wird. Nach <strong>der</strong> Compilierung von obiger Beispielregel (2) resultiert<br />
beispielsweise <strong>der</strong> in Abbildung 1.2 wie<strong>der</strong>gegebene Automat (aus Ritchie et al. (1992:154)):<br />
s1<br />
s:s<br />
c:c<br />
z:z<br />
x:x<br />
LICENCE TERMINAL<br />
s:s<br />
s3<br />
+:e<br />
s4<br />
s:s<br />
s5<br />
s2<br />
h:h<br />
+:0<br />
s6<br />
6<br />
s:s<br />
ERROR<br />
Abb. 1.2: Korrespondieren<strong>der</strong> Automat zu Regel (2) (unter einem speziellen Interpretationsalgorithmus)