Aspekte der morphologischen Analyse des Deutschen - Universität ...
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(11) a)<br />
A<br />
Hoch<br />
Kapitel 3: Wortsyntax und Wortsemantik <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong><br />
N<br />
N N<br />
leistungs<br />
N<br />
computer<br />
56<br />
b)<br />
Hoch<br />
N<br />
A N<br />
N<br />
leistungs<br />
N<br />
computer<br />
Die Bedeutung von (11a) könnte man umschreiben mit „hoher Leistungscomputer“, die von<br />
(11b) mit „Computer mit hoher Leistung“ (die präferierte Lesart).<br />
Eine semantisch induzierte Wortsyntax wird, eingeschränkt auf die Komposition, auch von<br />
<strong>der</strong> traditionellen Grammatik angenommen (z.B. Duden (1984: 440), ohne daß jedoch ihre<br />
semantische Bedingtheit offengelegt würde.<br />
Gründe für die Annahme einer autonomen wortsyntaktischen Komponente, analog <strong>der</strong><br />
These <strong>der</strong> Autonomie <strong>der</strong> Syntax, sind nicht ohne weiteres beizubringen, da die Wortsyntax<br />
von erheblich geringerer Komplexität als die Satzsyntax ist. Darüber hinaus erklärt auch<br />
eine angenommene Wortsyntax nicht alle <strong>Aspekte</strong> <strong>der</strong> Morphologie, beispielsweise solche,<br />
die sich nicht durch bloße Morphemkonkatenation erklären lassen. Erwähnenswert ist hier<br />
z.B. die Konversion.<br />
Vor dem Hintergrund <strong>des</strong> Ziels dieser Arbeit, auch einen Beitrag zur maschinellen Interpretation<br />
von komplexen Wörtern zu leisten, möchte ich jedoch von <strong>der</strong> Arbeitshypothese<br />
ausgehen, daß man solchen Wörtern eine hierarchische Struktur zuweisen kann. Dies findet<br />
nicht zuletzt seinen pragmatischen Grund darin, daß Computer mit Strukturen weitaus besser<br />
umgehen können als mit Inhalten.<br />
3.1.2.1 Strukturregeln<br />
Hinsichtlich <strong>des</strong> Formats <strong>der</strong> strukturaufbauenden Regeln gibt es in <strong>der</strong> Literatur prinzipiell<br />
zwei Auffassungen:<br />
1. Wortstrukturregeln als auf Binarität eingeschränkte Regeln einer kontextfreien Grammatik.<br />
2. Wortstrukturregeln als Instanzen eines <strong>morphologischen</strong> X-Bar-Schemas.<br />
Vertreter <strong>der</strong> ersten Auffassung sind u.a Di Sciullo/Williams (1987) o<strong>der</strong> aus computerlinguistischer<br />
Anwendungsperspektive Thurmair (1986a, b). Di Sciullo/Williams (1987: 23)<br />
geben folgende Grammatik für die syntaktische Struktur englischer Wörter an:<br />
(12)<br />
a) stem � af stem<br />
b) stem � stem af<br />
c) word � af word<br />
d) word � word af<br />
e) word � stem<br />
f) word � word word<br />
Die Regeln (12a-f) sind für Flexion und Derivation zuständig, Regel (12f) für die Komposition.<br />
In ähnlicher Form könnte man auch eine Wortgrammatik für das Deutsche angeben.<br />
Der Ansatz von Di Sciullo/Williams nimmt darüber hinaus die Gültigkeit <strong>der</strong> Righthand<br />
Head Rule an, die jedoch in den Regeln selbst nicht explizit ist.