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Aspekte der morphologischen Analyse des Deutschen - Universität ...

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Kapitel 3: Wortsyntax und Wortsemantik <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

Demgegenüber geht die an<strong>der</strong>e, u.a. von Toman (1987) und Selkirk (1982) vorgebrachte<br />

Sichtweise davon aus, daß <strong>der</strong> Begriff <strong>des</strong> <strong>morphologischen</strong> Kopfes bei <strong>der</strong> Formulierung<br />

von Strukturregeln im Zentrum stehen muß. Toman (1987) nimmt beispielsweise ein allgemeines<br />

X-Bar-Schema<br />

(13) X n � ... X n-1 ...<br />

an, welches durch eine zusätzliche Bedingung<br />

(14) Wenn n = 0, dann n–1 = 0<br />

für die Erzeugung von Wortstrukturen parametrisiert wird. Für (zusammengesetzte) Wörter<br />

wird demnach angenommen, daß sie X 0-Kategorien sind und wie<strong>der</strong>um aus solchen aufgebaut<br />

sind. Das X auf den beiden Seiten <strong>des</strong> Pfeils in (13) drückt dabei die Kopflinie aus, entlang<br />

<strong>der</strong> sich Merkmale eines Wortbestandteils an das Gesamtwort vererben.<br />

Während Toman durch sein Schema (13) zunächst noch 6 nicht-binäre Strukturen und damit<br />

solche, in denen <strong>der</strong> Kopf nicht peripher steht, zuläßt, beschränkt Selkirk ihr X-Bar-Schema<br />

durch Ausmultiplizierung (Selkirk 1982:16)):<br />

(15) N � N N<br />

N � A N<br />

N � V N<br />

N � P N<br />

A � N A<br />

A � A A<br />

A � P A<br />

V � P V<br />

Meiner Meinung nach gibt es jedoch eine ganze Reihe von Argumenten, die gegen eine<br />

Parallelisierung von Wort- und Satzsyntax mit Hilfe eines verallgemeinerten X-Bar-Schema<br />

sprechen:<br />

1. Köpfe in Wortstrukturen sind positionell – durch die Righthand Head Rule – nicht inhaltlich,<br />

d.h. aufgrund bestimmter Merkmale festgelegt.<br />

2. Der Kopfbegriff <strong>der</strong> Wortsyntax ist viel schwächer als <strong>der</strong> <strong>der</strong> Phrasensyntax, wenn man<br />

– was notwendig scheint – das Vorhandensein von relativierten Köpfen annimmt.<br />

3. Maximalität ist keine Kategorie <strong>der</strong> Wortsyntax; dementsprechend sind die „Komplemente“<br />

von Wortköpfen nicht maximal.<br />

4. Überhaupt kann man kaum von Komplementen o<strong>der</strong> – negativ gefaßt – auch nur von<br />

Nicht-Köpfen sprechen, da fast je<strong>der</strong> Bestandteil eines komplexen Wortes hinsichtlich<br />

eines bestimmten Merkmals zu den Gesamteigenschaften <strong>des</strong> Wortes beiträgt, m.a.W.<br />

ein Kopf ist. Hinzu kommt, daß ausgesprochen grammatische Beziehungen, wie es<br />

Kopf-Komplement-Beziehungen sind, auf <strong>der</strong> Wortebene eher selten anzutreffen sind;<br />

lediglich bei Rektionskomposita und Strukturen mit relationalem Zweitglied kann davon<br />

die Rede sein.<br />

5. Schließlich ist (13) nur ein Teil <strong>des</strong> für die Phrasensyntax angenommenen X-Bar-Schemas.<br />

Der fehlende Teil führt sog. Phrasenspezifikatoren ein, eine Kategorie, die auf <strong>der</strong><br />

Wortebene vollständig fehlt.<br />

6 Toman ersetzt (13) später (S. 50) durch X n � ... X n-1 .<br />

[+N]<br />

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