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Aspekte der morphologischen Analyse des Deutschen - Universität ...

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Kapitel 3: Wortsyntax und Wortsemantik <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

aus dem gewonnenen Paradigma, beispielsweise <strong>des</strong> von werfen, die Information, welche<br />

Endungen auf welchen Stamm folgen können:<br />

Stamm kann gefolgt werden von<br />

warf -n, -t, -st, -0<br />

wirf st, -0<br />

werf -e, -n, -e-st, -e-t<br />

würfe -n, -t, -st, -0<br />

worf -n<br />

Tabelle 3.4: Stämme und mögliche Affixe, die nachfolgen können<br />

Dabei wird jedoch nicht gesagt, wie nun die flektierten Formen zu ihren morphosyntaktischen<br />

Merkmalen kommen.<br />

Nimmt man an, daß im <strong>Deutschen</strong> nicht alle (verbalen) Wortformen als Listeme im Lexikon<br />

verzeichnet sind und weiterhin, daß Paradigmen keine Epiphänomene sind und einen vom<br />

Lexikon unabhängigen Status haben – es demnach nur zwei verschiedene Paradigmen, je<br />

eines für regelmäßige und unregelmäßige Verben gibt –, so stellt sich das Problem <strong>der</strong> Zuordnung<br />

von bestimmten Verben zu diesen unterschiedlichen Paradigmentypen. Hier<br />

kommt man nicht daran vorbei, die Verben entsprechend zu klassifizieren, mithin Klassenmerkmale<br />

einzuführen. Darüber hinaus muß man bei den unregelmäßigen Verben die verschiedenen<br />

Stämme ebenfalls klassifizieren, um ihre Zuordnung zu den „richtigen“ Flexionsaffixen<br />

sicherzustellen. Fabri et al. (1994) verschleiern dies, da sie in ihrer Stamm-Affix-<br />

Tabelle (Tabelle 3.4) in <strong>der</strong> linken Spalte konkrete Verbstämme und nicht <strong>der</strong>en Äquivalenzklassen<br />

angeben, was aber bedeuten würde, daß die Informationen aus Tabelle 3.4 für je<strong>des</strong><br />

Verb dupliziert werden müßten; dies gilt jedoch nicht nur für die etwa 170 unregelmäßigen,<br />

son<strong>der</strong>n auch für die ungleich größere Zahl <strong>der</strong> regelmäßigen Verben. M.a.W.: ohne<br />

Einführung von Klassenmerkmalen erhält man eine höchst redundante Konzeption <strong>des</strong><br />

Begriffs „Paradigma“.<br />

Wun<strong>der</strong>lich (1992:15) ist sich dieses Problems anscheinend bewußt und schlägt daher<br />

„generalisierte Paradigmen“ vor; hier ist beispielsweise das Präteritum-Paradigma <strong>der</strong> starken<br />

Verben angegeben:<br />

(10)<br />

+pl –pl<br />

+2 /st/ /t/<br />

–2 /n/<br />

Hier stellt sich natürlich sofort die Frage, was sich in <strong>der</strong> Zelle befindet: ein Nullaffix<br />

o<strong>der</strong> gar nichts? Nimmt man ein Nullaffix an, so führt man an dieser Stelle eine Entität<br />

ein, die man bisher, bei <strong>der</strong> Paradigmenkonstruktion, bewußt vermieden hat. 3 Nimmt man<br />

nichts an, so muß man einen Träger für die Merkmalskombination [–2, +pl] finden: dies<br />

kann jedoch nur <strong>der</strong> Stamm sein. Dieser Stamm, z.B. warf, muß folglich diese beiden<br />

Merkmale tragen, im Gegensatz zu <strong>der</strong> Annahme, daß er nur mit +pret markiert ist. Möchte<br />

man nun die an<strong>der</strong>en Formen <strong>des</strong> Paradigmas bilden, so müssen diese Merkmale jedoch<br />

außer Kraft gesetzt werden können, d.h. man benötigt dann einen Default-Mechanismus,<br />

beispielsweise Default-Unifikation (vgl. Bouma (1992)):<br />

3 vgl. Wun<strong>der</strong>lich/Fabri (1994:3): „Inflectional morphology is <strong>des</strong>cribed in terms of affixes which have a<br />

phonological form and not in terms of abstract morphemes.“ [meine Hervorhebung]<br />

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