Aspekte der morphologischen Analyse des Deutschen - Universität ...
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Kapitel 5: Eine merkmalsbasierte Beschreibung <strong>der</strong> Morphologie im <strong>Deutschen</strong><br />
wenn das Affix die Werte, die <strong>der</strong> Stamm unter SYN:ARGSTR und SEM trägt, an sich zieht und<br />
in einer dem Affix entsprechenden Weise verän<strong>der</strong>t. Dies wird im Lexikoneintrag <strong>des</strong><br />
Affixes festgelegt (ausführliche Beispiele folgen weiter unten).<br />
5.2.2 Semantik<br />
Von welcher Art ist nun <strong>der</strong> semantische Beitrag von Affixen? Traditionellerweise werden<br />
Affixe als semantisch leere Operatoren betrachtet, die die Bedeutung <strong>des</strong> Stammes verän<strong>der</strong>n.<br />
Um dies zu repräsentieren, habe ich folgende Typenaxiome zugrundegelegt:<br />
(12) content ↔ lexical_content | operator_content<br />
one_place_operator_struct → operator_content<br />
operator_content ::<br />
OPERATOR: operator<br />
one_place_operator_struct ::<br />
SCOPE: content<br />
operator ↔ one_place_operator | two_place_operator<br />
one_place_operator ↔ op_modality | op_negation | op_abstraction |op_identity<br />
op_modality ↔ op_possibility | op_necessity<br />
Der semantische Beitrag eines Affixes besteht demzufolge aus einem ein- o<strong>der</strong> zweistelligen<br />
Operator und seinem Wirkungsbereich:<br />
(13) OPERATOR: operator<br />
SCOPE: content<br />
one_place_operator_struct<br />
Da <strong>der</strong> Wert von SCOPE auf den Typ content eingeschränkt ist, <strong>der</strong> als Subtyp<br />
operator_content aufweist, können Operatoren ineinan<strong>der</strong> verschachtelt werden, was bei<br />
Mehrfachsuffigierung (Beispiele: Unrettbarkeit, Freiheitlichkeit) auch geboten erscheint.<br />
Suffixe wie -ung leisten noch nicht mal einen funktionalen Beitrag und scheinen bloße Nominalisierer<br />
zu sein; bei ihnen könnte man einen Identitätsoperator annehmen. Ich habe es<br />
jedoch vorgezogen, in diesen Fällen die OPERATOR/SCOPE-Teilstruktur ganz wegzulassen.<br />
Betrachten wir im folgenden einige Beispiele.<br />
5.2.2.1 -bar<br />
Suffigierung mit -bar wurde schon in Krieger (1994) dargestellt; es wird hier <strong>der</strong> Vollständigkeit<br />
halber in meinem Grammatiksystem wie<strong>der</strong>holt. Abb. 5.8 zeigt den Lexikoneintrag<br />
für „bar“. Wie daraus ersichtlich, spezifiziert -bar im NEEDS-Merkmal Verben mit direktem<br />
Objekt. Via Koindizierung 3 wird die mit diesem Objekt verknüpfte Selektionsbeschränkung<br />
an das referentielle Argument <strong>des</strong> bar-Adjektivs vererbt und <strong>der</strong> semantische Gehalt<br />
<strong>des</strong> Verbs ( 2 ) in den Skopus <strong>des</strong> Möglichkeitsoperators gebracht. Das Subjekt <strong>des</strong> Verbs<br />
(genauer gesagt: sein SEM:REFARG-Wert) erscheint schließlich in <strong>der</strong> DEFARGS-Liste <strong>der</strong> Gesamtstruktur;<br />
hier kann es durch Regel VII beispielsweise als PP mit <strong>der</strong> Präposition von<br />
o<strong>der</strong> durch verwirklicht werden (s.a. 5.4). Die Werte von SYN:ARGSTR und SEM werden bei<br />
Anwendung <strong>der</strong> Suffigierungsregel durch das morphologische Subkategorisierungsprinzip<br />
vom Affix an das zusammengesetzte Adjektiv weitergereicht.<br />
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