11.02.2013 Aufrufe

Aspekte der morphologischen Analyse des Deutschen - Universität ...

Aspekte der morphologischen Analyse des Deutschen - Universität ...

Aspekte der morphologischen Analyse des Deutschen - Universität ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Kapitel 3: Wortsyntax und Wortsemantik <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

True Complement Coercion beschreibt hingegen den Sachverhalt, daß zur Interpretation nicht<br />

die Elemente <strong>der</strong> Argumentstruktur, son<strong>der</strong>n Argumente von Relationen, die innerhalb <strong>der</strong><br />

Qualiastruktur eines Wortes o<strong>der</strong> Wortbestandteiles, herangezogen werden. Beispiele aus<br />

dem phrasalen Bereich und <strong>der</strong> Wortbildung sind:<br />

(77)<br />

a) Theo hat das Buch gerade erst angefangen<br />

b) Nagelfabrik<br />

In beiden Fällen wird eine Argumentstelle <strong>der</strong> telischen Relation benutzt (bei a) lesen, bei b)<br />

herstellen), die an das Objekt bzw. das Worterstglied gebunden wird.<br />

Dies sollte nun fürs Erste genügen, um eine Vorstellung von den Interpretationsmechanismen,<br />

die innerhalb <strong>der</strong> Wortbildung wirksam sind, zu erhalten. Eine modifizierte, erweiterte<br />

und an die Wortbildung angepaßte Variante <strong>der</strong> Konzeption von Pustejovsky ist schließlich<br />

Gegenstand von Kapitel 5.<br />

3.5 Resümee<br />

3.5.1 Vereinheitlichung von Komposition und Derivation?<br />

Die augenscheinlichen Parallelen zwischen Eigenschaften <strong>der</strong> Komposition einerseits und<br />

Derivation an<strong>der</strong>erseits – zu nennen sind hier nur Binarität und Rechtsköpfigkeit komplexer<br />

Strukturen – haben einige Autoren (wie z.B. Höhle (1982)) zu <strong>der</strong> Annahme geführt, daß<br />

beiden <strong>der</strong> gleiche Mechanismus zugrundeliegt und sie sich lediglich im beteiligten Material<br />

unterscheiden, genauer, hinsichtlich <strong>des</strong> Werts für ein Merkmal gebunden. Höhle (1982) führt<br />

als Argumente für diesen Standpunkt – auch Kompositionstheorie <strong>der</strong> Affigierung genannt<br />

– eine Reihe von Argumenten an (vgl. Höhle (1982:88ff.)):<br />

a) Bei Komposita wie bei Derivaten flektieren nur die Zweitglie<strong>der</strong>.<br />

b) Fugenelemente können bei beiden Wortbildungstypen zwischen die Glie<strong>der</strong> treten, vgl.<br />

Haltungsschäden vs. haltungslos.<br />

c) Die Daten zur Tilgung unter Koordination entsprechen sich, vgl. Herrenmäntel und<br />

-schuhe, erkenn- und begreifbar.<br />

d) Die Zulässigkeit von Argumentvererbung scheint bei beiden Typen weniger an <strong>der</strong> Unterscheidung<br />

Komposition – Derivation zu hängen als an Eigenschaften <strong>der</strong> beteiligten<br />

Morpheme.<br />

M.E. gibt es jedoch einige gewichtige Gegenargumente. Man muß zwar konzedieren, daß,<br />

wenn man sich auf die formalen Eigenschaften <strong>der</strong> beiden Wortbildungstypen beschränkt,<br />

Höhles Argumentation sehr plausibel erscheint. An<strong>der</strong>erseits sind seine Argumente ausschließlich<br />

morphologischer Natur, was, wie ich meine, <strong>der</strong> Sache nicht gerecht wird. Die<br />

These, die ich in dieser Arbeit vertrete (und die natürlich nicht neu ist) ist die, daß das Interessante<br />

an Wörtern nicht ihre Syntax ist, son<strong>der</strong>n ihre Interpretation. Diese ist, wie in Kapitel<br />

5 noch ausführlich diskutiert werden wird, bei den beiden betrachteten Wortbildungsoperationen<br />

jedoch grundverschieden. Derivation und Rektionskomposition zeigen noch eine<br />

weitgehende Kopplung von Formations- und Interpretationsregeln, was bei <strong>der</strong> allgemeinen<br />

Komposition nicht mehr <strong>der</strong> Fall ist.<br />

Man könnte nun versucht sein, zur Grenzziehung zwischen Komposition und Derivation<br />

nicht morphologische Merkmale wie �GEBUNDEN, son<strong>der</strong>n die semantische Interpretation<br />

dieser Konstruktionstypen heranzuziehen. Affixe hätten dieser Idee zur Folge keine eigene<br />

Semantik und ihr Beitrag bei <strong>der</strong> Wortbildung sei ein rein funktionaler. Frei vorkommende<br />

88

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!