Aspekte der morphologischen Analyse des Deutschen - Universität ...
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Kapitel 3: Wortsyntax und Wortsemantik <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong><br />
dürfte letzteres für unregelmäßige bzw. suppletive Formen (z.B. die Flexionsformen von<br />
sein) <strong>der</strong> Fall sein.<br />
Gallmann (1994) führt noch die Gruppe <strong>der</strong> Selektionsmerkmale auf; diese scheinen mir jedoch<br />
im <strong>Deutschen</strong> nicht distinktiv zu sein. Gallmann führt als Beispiele Phänomene auf, die<br />
man besser syntaktisch erklärt, beispielsweise die Verwendung <strong>des</strong> Partizips II im Aktiv<br />
und im Passiv:<br />
(1)<br />
a) Der Mann hat die Frau geliebt.<br />
b) Die Frau wurde geliebt<br />
Gallmann verwendet Selektionsmerkmale, um diese beiden Verwendungsweisen zu unterscheiden<br />
und setzt somit für Partizipien wie geliebt zwei Wortformen an. Die systematische<br />
Homonymie bei<strong>der</strong> Formen deutet m.E. jedoch auf einen Unterschied in <strong>der</strong> syntaktischen<br />
Verwendung einer einzigen Wortform geliebt hin, den man beispielsweise durch unterschiedliche<br />
Subkategorisierungseigenschaften <strong>der</strong> Hilfsverben haben und werden erklären<br />
kann, wie dies beispielsweise Heinz/Matiasek (1994) tun.<br />
3.1.1.1 Modelle <strong>der</strong> Flexion<br />
Hockett (1954) klassifizierte linguistische Modelle <strong>der</strong> Morphologie (er bezog sich aber auch<br />
auf die phrasale Syntax) in drei Gruppen:<br />
� Item-and-Arrangement-Modelle<br />
� Item-and-Process-Modelle<br />
� Word-and-Paradigm-Modelle<br />
Da <strong>der</strong> in Kapitel 4 und 5 beschriebene Ansatz – wie auch die meisten computerlinguistischen<br />
Modelle <strong>der</strong> <strong>morphologischen</strong> <strong>Analyse</strong> – <strong>der</strong> Item-and-Arrangement-Konzeption verhaftet<br />
sind, möchte ich hier nur auf diesen Typ näher eingehen. Der nächste Abschnitt wird<br />
allerdings ein interessantes Modell vorstellen, welches Eigenschaften <strong>der</strong> beiden an<strong>der</strong>en<br />
Modelle in sich vereinigt.<br />
Item-and-Arrangement-Modelle (z.B. Selkirk (1982)) fassen die grammatischen und semantischen<br />
Eigenschaften von komplexen Wörtern als Funktion <strong>der</strong> Anordnung und <strong>der</strong> Eigenschaften<br />
<strong>der</strong> nicht weiter zerlegbaren, morphematischen Grundbausteine auf. Dies führt im<br />
allgemeinen zur Zuweisung von Konstituentenstrukturen an zusammengesetzte (grammatische)<br />
Wörter, z.B.:<br />
(2)<br />
a)<br />
stamm affix<br />
frag st<br />
b)<br />
46<br />
stamm affix affix<br />
frag t est<br />
Die Konstituentenstrukturen implizieren die Angabe eines expliziten o<strong>der</strong> impliziten Regelsystems,<br />
mit denen sie erzeugt werden können. Explizite Regelsysteme sind von einer Reihe<br />
von Autoren vorgeschlagen worden; <strong>der</strong> für die Flexion relevante Teil <strong>der</strong> Version von Di<br />
Sciullo/Williams (1987:23) ist hier wie<strong>der</strong>gegeben: