Aspekte der morphologischen Analyse des Deutschen - Universität ...
Aspekte der morphologischen Analyse des Deutschen - Universität ...
Aspekte der morphologischen Analyse des Deutschen - Universität ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Kapitel 3: Wortsyntax und Wortsemantik <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong><br />
Demgegenüber sind bei Kopulativkomposita Erst- und Zweitglied in semantischer Hinsicht<br />
gleichwertig, so daß Instanzen <strong>des</strong> Kompositatyps durch Konjunktion interpretiert werden.<br />
Ein Beispiel hierfür ist <strong>der</strong> schon klassisch zu nennende Dichterkomponist.<br />
Exozentrische Komposita (o<strong>der</strong> Possessivkomposita) wie beispielsweise Schafskopf schließlich<br />
drücken eine Eigenschaft aus, die meist einem Lebewesen zukommt. Sie sind stark lexikalisiert<br />
und daher kaum ein produktiver Wortbildungstypus im <strong>Deutschen</strong>; allerdings haben<br />
sie fast immer auch eine Lesart als Determinativkompositum.<br />
In <strong>der</strong> traditionellen Grammatik (z.B. Lühr (1986)) wie auch in mo<strong>der</strong>neren generativen Ansätzen<br />
herrscht Konsens darüber, daß deutsche Komposita in <strong>der</strong> großen Mehrzahl binär<br />
aufgebaut sind; Ausnahmen hierzu sind Konstruktionen wie Scharping-Schrö<strong>der</strong>-Konflikt u.<br />
dgl. Von den unter dieser Annahme denkbaren Strukturtypen, z.B. bei Komposita mit vier<br />
Glie<strong>der</strong>n, sind fünf Strukturtypen denkbar, für die sich allesamt Beispiele finden lassen:<br />
(30)<br />
a) b) c) d) e)<br />
N<br />
N<br />
N<br />
N<br />
N<br />
X<br />
N<br />
N<br />
X X X N X N<br />
X<br />
X<br />
N<br />
X<br />
X<br />
62<br />
X N<br />
Beispiele sind (z.T. nach Olsen (1986:55)):<br />
(31)<br />
a) Straßenverkehrszulassungsordnung, Luftwaffenstützpunkt<br />
b) Theaterwochenspielplan, Bezirksjahreshauptversammlung<br />
c) Rauschgifthändlerring, Bergbauwissenschaftsstudium,<br />
Trauerbegleitungsausbildungsschulung (ZEIT 16/1999)<br />
d) Bun<strong>des</strong>hauptstadtsumzug<br />
e) Jugendarbeitsschutzgesetz<br />
X<br />
X<br />
X<br />
X N<br />
X<br />
X<br />
X<br />
X<br />
X<br />
N<br />
X N<br />
Dies deutet darauf hin, daß keine syntaktischen Beschränkungen bei <strong>der</strong> Komposition existieren.<br />
7 Aus methodologischen Gründen nimmt man weiterhin an, daß die Komposition im<br />
<strong>Deutschen</strong> ein unbeschränkt rekursiver Prozeß ist, <strong>der</strong> lediglich in <strong>der</strong> Performanz seine<br />
Grenze findet. Dies vereinfacht – wie die analoge Annahme hierzu in <strong>der</strong> Satzsyntax – die<br />
Konstruktion <strong>der</strong> Grammatik.<br />
Eine wichtige Unterklasse <strong>der</strong> Determinativkomposita, <strong>der</strong>en Interpretation am ehesten<br />
grammatisch gesteuert zu sein scheint, sind die sog. Rektionskomposita. Als Zweitglied bei<br />
Instanzen dieser Klasse fungiert ein deverbales Derivat, beispielsweise eine er-Nominalisierung:<br />
(32)<br />
a) Zeitungsholer<br />
b) Wagenheber<br />
Der Name Rektionskomposita erklärt sich aus <strong>der</strong> Nähe zu den korrespondierenden syntaktischen<br />
Konstruktionen:<br />
7 Dies konnte auch experimentell gezeigt werden, vgl. Wisniewski/Gentner (1991).<br />
X