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Aspekte der morphologischen Analyse des Deutschen - Universität ...

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Kapitel 3: Wortsyntax und Wortsemantik <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

cat: V<br />

pers: 1 � 3<br />

head: agr:<br />

num: sg<br />

tense: pret<br />

warf + t<br />

55<br />

!<br />

head: agr:<br />

pers: 2<br />

num: pl<br />

Abb. 3.1: Anwendung von Default-Unifikation bei <strong>der</strong> Merkmalsbestimmung<br />

Der zweite Operand <strong>des</strong> Default-Unifikationsoperators t! 4 erhält hierbei Priorität, so daß sich<br />

seine Merkmale gegenüber den Merkmalen <strong>des</strong> ersten Operanden durchsetzen.<br />

Zusammenfassend halte ich die Konzeption <strong>der</strong> minimalistischen Morphologie für ein interessantes<br />

Modell <strong>der</strong> Paradigmenkonstruktion; sie ist jedoch für problematisch für die Aufgabenstellung<br />

<strong>der</strong> <strong>morphologischen</strong> <strong>Analyse</strong>.<br />

Der Ansatz hat Ähnlichkeit mit dem in Kapitel 1 vorgestellten objektorientierten Ansatz von<br />

Daelemans (1987), insofern, als ein <strong>Analyse</strong>problem durch Generierung (hier Paradigmenelemente,<br />

dort vollständige Wortformen) gelöst wird. Man könnte also, Daelemans folgend,<br />

mit Hilfe <strong>des</strong> Paradigmenmechanismus alle verbalen Wortformen generieren und<br />

dann im Lexikon abspeichern. Dann greifen jedoch die Einwände, die ich auch gegen<br />

Daelemans Idee vorgebracht habe. Eine abgeschwächte Variante könnte beispielsweise das<br />

Paradigma eines Verbs dynamisch generieren, d.h. durch das Auftreten einer bestimmten<br />

Stammform <strong>des</strong> Verbs wird <strong>der</strong> Paradigmenmechanismus angestoßen; auch dies scheint mir<br />

zu aufwendig zu sein.<br />

Zusammenfassend bleibt festzuhalten, daß <strong>der</strong> Ansatz <strong>der</strong> minimalistischen Flexionsmorphologie<br />

eine Mischform zwischen verschiedenen Modellen ist. Der Mechanismus zur Paradigmenkonstruktion<br />

ist vom Typ item-and-process, die spätere Verwendung <strong>der</strong> Paradigmen<br />

läuft auf das word-and-paradigm-Modell hinaus.<br />

3.1.2 Derivation und Komposition<br />

Die Syntax <strong>der</strong> Derivation und Komposition sollen hier weitgehend gemeinsam behandelt<br />

werden, da die meisten neueren Theorien <strong>der</strong> Wortstruktur (z.B. Toman (1987), Höhle<br />

(1982)) sie als Ergebnis <strong>des</strong> gleichen Mechanismus ansehen. Unterschiede zwischen diesen<br />

beiden Wortbildungsarten werden, wie noch gezeigt wird, durch unterschiedliche Lexikoneinträge<br />

<strong>der</strong> beteiligten Morpheme erklärt.<br />

Für komplexe Wörter eine hierarchische Struktur anzunehmen ist nun keineswegs selbstverständlich<br />

5 . M.E. ist diese Annahme nur dann sinnvoll, wenn man von <strong>der</strong> Prämisse ausgeht,<br />

daß sich die semantische Interpretation zusammengesetzter Wörter kompositionell entlang<br />

ihrer internen Strukturierung ergibt. Auf diese Weise ist es dann z.B. möglich, die beiden<br />

Lesarten eines Kompositums wie Hochleistungscomputer strukturell zu fassen, vgl.:<br />

4 t! ist damit keine kommutative Operation.<br />

5 vgl. etwa Spencer (1991:189): „The idea that words have their own constituent structure has been<br />

predominant, to the extent of being taken for granted in some circles. However, it is not a necessary<br />

assumption, and [..] we will see approaches in which constituent structure plays a less prominent role<br />

or no role whatever.“

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