11.02.2013 Aufrufe

Aspekte der morphologischen Analyse des Deutschen - Universität ...

Aspekte der morphologischen Analyse des Deutschen - Universität ...

Aspekte der morphologischen Analyse des Deutschen - Universität ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

6 Zusammenfassung<br />

Kapitel 6: Zusammenfassung<br />

In diesem abschließenden Kapitel werden nochmals einige wesentliche <strong>Aspekte</strong> <strong>der</strong> dargestellten<br />

Konzeption kritisch unter die Lupe genommen und mit einem kurzen Fazit bedacht.<br />

6.1 Was erzielt wurde und was nicht<br />

Das vorangegangene Kapitel versuchte, auf <strong>der</strong> Grundlage heutiger Wortbildungstheorien<br />

einen formalen Rahmen zu konstruieren, in dem Hypothesen wie Argumentvererbung usw.<br />

ausgedrückt werden können. Mit diesem Rahmen selbst ist vermutlich kein linguistischer<br />

Erkenntnisgewinn verbunden, höchstens <strong>der</strong>, daß aufgrund <strong>der</strong> formalisierten Darstellung<br />

jetzt genauere Aussagen über den Gegenstand möglich sind und dank <strong>der</strong> Implementierung<br />

auch <strong>der</strong> Computer zum Test <strong>der</strong> Hypothesen herangezogen werden kann.<br />

Man kann sich natürlich fragen, ob überhaupt erwartet werden kann, empirische Vorhersagen<br />

mit Hilfe eines Formalismus zu gewinnen, <strong>der</strong> aufgrund seiner Möglichkeit, rekursive<br />

Merkmalsstrukturen zu bilden, turingmaschinenäquivalent ist (vgl. Johnson (1988)). Allerdings<br />

habe ich von diesen rekursiven Mechanismen eher geringen Gebrauch gemacht: anstelle<br />

rekursiver Argumentlisten gibt es ausdifferenzierte Argumentstrukturen und da wo<br />

Listen verwendet wurden, z.B. bei Default-Argumenten, können sie ohne weiteres durch<br />

nicht-rekursive Strukturen ersetzt werden. Der Einwand in<strong>des</strong>sen, den ich im ersten Kapitel<br />

gegen lexikalische Regeln wegen ihrer Möglichkeit gemacht habe, beliebige funktionale Zusammenhänge<br />

zu repräsentieren, fällt wie<strong>der</strong> auf mich zurück, da erstens Allomorphieregeln<br />

verwendet wurden – die so etwas Ähnliches sind wie lexikalische Regeln auf Morphebene –<br />

und zweitens mit Hilfe <strong>des</strong> <strong>morphologischen</strong> Subkategorisierungsprinzip in Verbindung mit<br />

den Affix-Lexikoneinträgen ebenfalls relativ willkürliche Zusammenhänge zwischen Basis<br />

und Derivat konstruiert werden könnten. Auf <strong>der</strong> Haben-Seite steht allerdings, daß<br />

hierdurch einer notwendigen grammatischen Beschreibung <strong>der</strong> Wortbildung <strong>der</strong> ihr gebührende<br />

Raum verschafft werden konnte.<br />

Bei <strong>der</strong> Konstruktion <strong>der</strong> Grammatik habe ich versucht, mich von einem gewissen Minimalismus<br />

leiten zu lassen, <strong>der</strong> sich in zwei Facetten äußert: erstens, vermittels Vererbungshierarchien<br />

Dinge so weit wie möglich unterspezifiziert zu lassen und möglichst Supertypen<br />

betreffende Generalisierungen zu machen, und zweitens, mit möglichst wenigen Regelschemata<br />

auszukommen, ohne jedoch den Verbiegungen von Autoren wie Krieger (1994) zu folgen,<br />

die versuchen, alles ins Korsett eines HPSG-Nachbaus zu pressen.<br />

Meine Konzeption führte in<strong>des</strong> zu linguistischen Neuerungen wie <strong>der</strong> Kategorie<br />

pre_syntactic_atom (die bisher bestimmt noch kein Linguist entdeckt hat), die aber ein formaler<br />

Reflex <strong>der</strong> augenscheinlichen Hierarchisierung von <strong>morphologischen</strong> Prozessen ist<br />

(vgl. Scalise (1988a)). Wenn es durch Umformung gelingen würde, die Kompositionsregel IV<br />

in das Operatorgrammatikformat (vgl. Aho/Ullman (1972)) zu überführen, dann könnte<br />

man auf solche Kategorien verzichten und sie durch eine Präzedenztabelle mit Einträgen für<br />

die verschiedenen Affixe ersetzen, die dann den Parser bei seiner <strong>Analyse</strong> steuert.<br />

Viele <strong>der</strong> <strong>Analyse</strong>n, die in Kapitel 5 vorgestellt wurden, sind zugegebenermaßen etwas grob<br />

und erreichen nicht die „Trennschärfe“, die beispielsweise in Fanselow (1981) erreicht<br />

wurde. Allerdings war das Ziel dieser Arbeit auch etwas breiter gesteckt: neben einer vereinheitlichten<br />

syntaktischen und (einfachen) semantischen Beschreibung von Wortbildung<br />

und Flexion wurde <strong>der</strong> Gesamtentwurf auch noch in ein Modell <strong>der</strong> <strong>morphologischen</strong> <strong>Analyse</strong><br />

eingebettet und ein kleiner Beitrag zur Robustheit gemacht. Dies geht über das hinaus,<br />

176

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!