Aspekte der morphologischen Analyse des Deutschen - Universität ...
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Kapitel 5: Eine merkmalsbasierte Beschreibung <strong>der</strong> Morphologie im <strong>Deutschen</strong><br />
verzeichnet. Die (nicht unproblematische) Annahme von phonetisch leeren Flexiven vereinfacht<br />
auch hier die Merkmalsspezifikation. Tabelle 5.4 führt beispielhaft die Bestimmungen<br />
für Stämme und Flexive einer Deklinationsklasse auf.<br />
Stamm/Flexiv Merkmalsbestimmung<br />
z.B. Apfel SYN:HEAD:(CAT:n ∧ NUM:sg ∧ gen:masc) ∧<br />
MORPH:(MHEAD:DECL_CLASS: (DECL_CLASS_SG:I ∧ DECL_CLASS_PL:II) ∧<br />
MFEAT:UMLAUT:plus)<br />
z.B. Äpfel SYN:HEAD:(CAT:n ∧ NUM:pl ∧ gen:masc) ∧<br />
MORPH:(MHEAD:DECL_CLASS:(DECL_CLASS_SG:I ∧ DECL_CLASS_PL:II) ∧<br />
MFEAT:UMLAUT:plus)<br />
∅ SYN:HEAD:(NUM:(sg ∨ pl) ∧ CASE:¬gen) ∧<br />
MORPH:MHEAD:DECL_CLASS:(DECL_CLASS_SG:I ∧ DECL_CLASS_PL:II)<br />
-s SYN:HEAD:(NUM:sg ∧ CASE:gen) ∧<br />
MORPH:MHEAD:DECL_CLASS:(DECL_CLASS_SG:I ∧ DECL_CLASS_PL:II)<br />
-n SYN:HEAD:(NUM:pl ∧ CASE:gen) ∧<br />
MORPH:MHEAD:DECL_CLASS:(DECL_CLASS_SG:I ∧ DECL_CLASS_PL:II)<br />
Tabelle 5.4: Merkmalsbestimmungen für Stämme und Flexive <strong>der</strong> Deklinationsklasse S1/P2 (Duden (1984))<br />
Die Flexion von Adjektiven ist wie<strong>der</strong>um etwas komplexer, zumin<strong>des</strong>t dann, wenn man<br />
Komparation unter Flexion subsumiert. Dies ist natürlich nicht unproblematisch, da die Bildung<br />
von Komparativen und Superlativen Än<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Semantik und Argumentstruktur<br />
<strong>des</strong> Basismorphems nach sich zieht, was die Bedeutungsinvarianz als Kriterium <strong>der</strong><br />
Paradigmenbildung in Frage stellt. Dieses Kriterium ist jedoch bereits hinsichtlich <strong>der</strong> Pluralbildung<br />
zweifelhaft.<br />
Die folgende Tabelle zeigt einige Adjektivflexive:<br />
Flexiv Merkmalsbestimmung unter SYN:HEAD<br />
∅ adjective ∧ DEGREE: pos<br />
-er adjective ∧ DEGREE: comp<br />
-st adjective ∧ DEGREE: sup<br />
-em adjective ∧ NUM: sg ∧ CASE: dat ∧ GENDER: (masc ∨ neut ) ∧ DECL: strong<br />
Tabelle 5.5: Einige Adjektivflexive<br />
Da auch Adjektive Allomorphie an den Tag legen, muß wie im Verbbereich eine Formenklassifikation<br />
vorgenommen werden. Unterschieden wird zwischen aform(0), bei denen <strong>der</strong><br />
gleiche Stamm für Positiv, Komparativ und Superlativ verwendet wird (beispielsweise bei<br />
schön), aform(1), die nur für den Positiv verwendet wird (z.B. rot) und aform(2), die für die<br />
restlichen Steigerungsformen heranzogen wird (z.B. röt). Suppletion wie bei gut – besser –<br />
besten wird wie<strong>der</strong>um durch Auflistung im Vollformenbereich <strong>des</strong> Lexikons behandelt.<br />
Die Adjektivflexion mit ihren ausgeprägten Synkretismen – 24 Wortformen fallen auf nur<br />
fünf Endungen – zeigt übrigens einen gewissen Konflikt zwischen Unterspezifikation und<br />
Typenmaximalität. Beim Plural von Adjektiven würde man sicher erwägen, das Genus-<br />
Merkmal unterspezifiziert zu lassen, da alle drei Genera die gleiche Endung aufweisen. Dies<br />
darf aber nicht erfolgen, da sonst die Formen den Maximalitätsfilter nicht passieren. Es bleibt<br />
demnach nichts an<strong>der</strong>es übrig, als einen Typ durch die vollständige Disjunktion aller seiner<br />
maximalen Subtypen zu ersetzen, im Beispielfall also gen<strong>der</strong> mit masc ∨ fem ∨ neut<br />
anzugeben.<br />
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