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Aspekte der morphologischen Analyse des Deutschen - Universität ...

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Kapitel 3: Wortsyntax und Wortsemantik <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

neten Argumentliste zu sättigende Argumentstellen festhalten. Auf diese Weise ist es<br />

möglich, semantische Kombinationsbeschränkungen wie<strong>der</strong> auf syntaktische zurückzuführen.<br />

Anschließend kann das etwas ineffiziente generate-and-test-Verfahren <strong>des</strong> Ansatzes<br />

verbessert werden, indem Beschränkungen <strong>der</strong> Testphase in den Generator vorverlegt<br />

werden und somit so früh wie möglich zur Anwendung kommen.<br />

3. Wie wir weiter oben gesehen haben, kann sinnvollerweise zwischen stereotypen Relationen<br />

– diejenigen, die mit dem �-Operator in <strong>der</strong> Konzeption von Meyer (1993) verknüpft<br />

sind –, und Relationen, die eher konzeptuellen Ursprungs sind, unterschieden werden.<br />

Diese Unterscheidung findet keinen Reflex in Fanselows Ansatz, trivialerweise <strong>des</strong>halb,<br />

da er – obgleich semantisch-konzeptuell orientiert – nur stereotype Relationen kennt. Eine<br />

Erweiterung um konzeptuelle Relationen scheint jedoch kein Problem darzustellen.<br />

4. Wenn man Fanselow (1987, 1988b) folgt, dann ist die Interpretation von Wort- wie von<br />

Phrasenstrukturen nicht eng an diese gebunden, son<strong>der</strong>n Teil <strong>des</strong> konzeptuellen Systems.<br />

Es gibt demnach nur eine solche Komponente, die in beiden Fällen nach exakt den gleichen<br />

Prinzipien arbeitet. Wie ist es aber dann zu erklären, daß diese Komponente sensitiv<br />

gegenüber <strong>der</strong> Unterscheidung wortintern – wortextern ist, die sich beispielsweise bei <strong>der</strong><br />

Argumentvererbung bemerkbar macht: „[...] we are forced to conclude that obligatory<br />

arguments of verbs must be filled within the complex word itself [...]“ (Fanselow<br />

(1988b:40)).<br />

5. Fanselows Leugnung <strong>der</strong> Möglichkeit von Argumentvererbung ist bereits kritisiert worden,<br />

so u.a. von Reis (1983); diese Argumente sollen hier nicht wie<strong>der</strong>holt werden. Einen<br />

weiteren Einwand gegen Fanselow möchte ich jedoch noch hinzufügen; dieser ergibt<br />

sich, wenn man die in Abschnitt 3.2.2.2 dargestellte be-Präfigierung für einen produktiven<br />

und damit regelgeleiteten Prozeß hält. Das dort genannte Beispiel sei hier noch einmal<br />

wie<strong>der</strong>holt:<br />

(65)<br />

a) Sie gießt [NP Wasser] [PP auf die Blumen ]<br />

b) Sie begießt [NP die Blumen] [PP mit Wasser ]<br />

Bei <strong>der</strong> be-Präfigierung von dreiwertigen Verben kommt es zu einer charakteristischen<br />

Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> syntaktischen Realisierung <strong>der</strong> Objektsthetarollen. Fanselow schließt nun –<br />

wie oben dargestellt – Funktionalkomposition und damit Argumentvererbung aus dem<br />

Repertoire <strong>der</strong> für die Derivation zur Verfügung stehenden Operationen aus. Er bezieht<br />

sich zwar nur auf die Suffigierung, aber ich sehe nicht, warum seine Argumente nicht<br />

auch für die Präfigierung gelten sollten. Die m.E. systematische Beziehung zwischen be-<br />

und Simplexverb wird danach so hergestellt, daß aus dem be-Verb eine stereotype Relation<br />

erschlossen wird, die eben Argumente von einer bestimmten Art erfor<strong>der</strong>t. Diese<br />

Relation kann in Beispiel (65b) jedoch nur gießen sein, nicht jedoch begießen, da das Verb,<br />

welches letztere ausdrückt, ja erst gebildet wird. Ist gießen jedoch die aus begießen erschlossene<br />

Relation, so bleibt ungeklärt, warum <strong>des</strong>sen Argumente in einer an<strong>der</strong>en Reihenfolge<br />

und syntaktisch in unterschiedlicher Weise verwirklicht werden. Die Argumentreihenfolge<br />

<strong>des</strong> Simplexverbs übertragen auf das be-Verb würde schließlich so aussehen:<br />

(66) * Sie begießt [PP mit Wasser ] [NP die Blumen]<br />

was jedoch nicht akzeptabel ist. Der Schluß, den ich daraus ziehe ist <strong>der</strong>, daß man das<br />

Phänomen <strong>der</strong> Argumentvererbung nicht gänzlich leugnen kann und daher im formalen<br />

semantischen Apparat auch eine Operation – Funktionalkomposition – benötigt, die dieses<br />

Phänomen rekonstruiert.<br />

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