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Aspekte der morphologischen Analyse des Deutschen - Universität ...

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Kapitel 5: Eine merkmalsbasierte Beschreibung <strong>der</strong> Morphologie im <strong>Deutschen</strong><br />

Relationale Komposita: • Rektionskomposita mit deverbalem Zweitglied<br />

• Komposita mit einem relationalem Nomen als Zweitglied<br />

• V-N-Komposita<br />

Stereotyp-Komposita: • N-N-Komposita, bei denen ein Konzepttyp <strong>des</strong> Erstglieds<br />

eine Argumentstelle in <strong>der</strong> stereotypen Rolle <strong>des</strong> Zweit-<br />

Komposita mit<br />

konzeptueller Relation:<br />

Tabelle 5.1: Klassifikation <strong>der</strong> Kompositionstypen<br />

glieds besetzt (o<strong>der</strong> umgekehrt)<br />

• N-N-Komposita, bei denen die Teilbedeutungen durch<br />

eine Relation in Beziehung gesetzt werden, die sich aus<br />

<strong>der</strong> Konzepthierarchie ergibt.<br />

Genaugenommen sind Stereotyp-Komposita natürlich ein Spezialfall <strong>der</strong> konzeptuell interpretierten.<br />

Sie werden dennoch als eigene Klasse geführt, weil ihre stereotype Relation „salienter“<br />

ist als die Relationen <strong>der</strong> „Konzeptkomposita“.<br />

Entsprechend dieser Einteilung ist die Funktion semantics_construction/2 in Regel IV folgen<strong>der</strong>maßen<br />

definiert:<br />

(20) semantics_construction(Stem1, Stem2) ←<br />

argument_saturation(Stem1, Stem2)<br />

semantics_construction(Stem2, Stem1) ←<br />

stereotypical_relation(Stem1, Stem2)<br />

semantics_construction(Stem1,Stem2) ←<br />

conceptual_relation(Stem1, Stem2)<br />

Die nächsten drei Teilabschnitte werden alle genannten Interpretationsmöglichkeiten genauer<br />

untersuchen.<br />

5.3.2.1 Interpretation von relationalen Komposita<br />

Relationale Komposita im weiteren Sinne sind, wie oben schon gesagt, solche, die einen relationalen<br />

Bestandteil (Verb, Nomen, Präposition) im Erst- o<strong>der</strong> Zweitglied enthalten. Im<br />

engeren Sinne werden damit nur Interpretationen bezeichnet, bei denen ein Bestandteil auch<br />

tatsächlich eine Argumentstelle <strong>der</strong> Relation füllt. Relationale Komposita (im weiteren Sinn)<br />

haben fast immer auch nichtrelationale Lesarten, bei denen Relationsstellen beispielsweise<br />

existentiell gebunden werden, vgl. z.B. (21) 11<br />

(21) a) Wiesenverkauf (= Verkauf von Wiesen ⇒ relationale Lesart)<br />

b) Wiesenverkauf (= Verkauf von etwas auf <strong>der</strong> Wiese ⇒ nichtrelationale Lesart)<br />

Die Lesart (21b) käme nach <strong>der</strong> Glie<strong>der</strong>ung in Tabelle 5.1 mit Hilfe einer konzeptuellen Relation<br />

zustande: Verkauf kann ein Ereignis bezeichnen, Ereignisse finden an Orten statt, eine<br />

Wiese ist ein Ort; die konzeptuelle Relation wäre demnach etwa: findet_statt(Ereignis, Ort).<br />

Der relationale Teil muß nicht unbedingt das Zweitglied sein, wie die Beispiele Schwimmente<br />

und Sprechvogel zeigen. Die gebundene Argumentstelle muß auch nicht immer ein Objekt <strong>des</strong><br />

deverbalen Zweitglieds sein, wie Kin<strong>der</strong>geschrei zeigt.<br />

Die Interpretation wird durch zwei Klauseln <strong>der</strong> Funktion<br />

argument_saturation(SemanticArgument, SemanticFunctor)<br />

geleistet: (22) betrifft relationale Nomen als Zweitglie<strong>der</strong>, während sich (23) auf Verben an<br />

zweiter Position bezieht.<br />

11 Einige Beispiele stammen aus Boase-Beier et al. (1984).<br />

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