Aspekte der morphologischen Analyse des Deutschen - Universität ...
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Kapitel 3: Wortsyntax und Wortsemantik <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong><br />
Probiere erst die Relationen unter TELIC und AGENTIVE, dann die unter FORMAL und<br />
CONSTITUTIVE aus.<br />
Wenn man dies noch um ein an<strong>der</strong>es „Prinzip“ erweitert, nämlich<br />
(73)<br />
Verwende zunächst die Einträge in <strong>der</strong> Argumentstruktur und dann erst die<br />
Relationen <strong>der</strong> Qualiastruktur,<br />
so kann man die in Boase-Beier at al. (1984) und auch in Meyer (1993) vorgeschlagene Interpretationshierarchie<br />
ziemlich genau rekonstruieren.<br />
Auf die zweite <strong>der</strong> oben gestellten Frage möchte ich im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Ereignisstruktur<br />
zurück kommen.<br />
Ein weiteres Problem, was Pustejovsky m.E. nicht bedacht hat, ist das Phänomen <strong>der</strong> Argumentsättigung.<br />
Es ist wohl so, daß die in den unterschiedlichen Relationen <strong>der</strong> Qualia-<br />
Struktur manifestierten Argumentstellen wortintern und auch phrasal nur höchstens einmal<br />
verwendet werden können, was die folgenden Beispiele zeigen:<br />
(74)<br />
a) *Stahlstahlmesser<br />
b) *Stahlmesser aus Stahl<br />
c) Stahlbrotmesser<br />
d) Brotmesser aus Stahl<br />
Innerhalb <strong>des</strong> Interpretationsprozesses müssen „verwendete“ Argumente demnach entsprechend<br />
gekennzeichnet werden. Dies kann man etwa durch den geläufigen Mechanismus <strong>der</strong><br />
Argumentlistenabarbeitung erreichen: Die zugänglichen Argumentstellen <strong>der</strong> Relationen<br />
befinden sich in einer Liste, die verkürzt o<strong>der</strong> unverän<strong>der</strong>t während <strong>der</strong> Bottom-Up<br />
operierenden Interpretation an die Mutterkategorie weitergereicht wird; technische Details<br />
hierzu finden sich ebenfalls in Kapitel 5. Ähnlich muß natürlich auch mit den Elementen in<br />
<strong>der</strong> Argumentstruktur verfahren werden.<br />
Der Schwerpunkt <strong>der</strong> Konzeption von Pustejovsky (1995) liegt jedoch wie bereits erwähnt in<br />
einer adäquaten Behandlung <strong>der</strong> Polysemie, genauer gesagt <strong>der</strong> Repräsentation von regelgeleiteten<br />
Alternationen <strong>der</strong> folgenden Art (vgl. auch Pustejovsky (1995:92)):<br />
Alternation Beispiel<br />
Prozeß / Resultat Rettung, Verkauf<br />
Institution / Gebäude Museum, Bibliothek<br />
Individuum / Stoff Brot, Stahl<br />
Abb. 3.7: Typische Alternationen bei Nomen<br />
Da dies die Typisierung <strong>der</strong> referentiellen Argumentvariablen 15 betrifft, stellt sich die Frage,<br />
wie hiermit zu verfahren ist. Ein Typsystem wie das in Kapitel 2 vorgestellte böte zwei<br />
Möglichkeiten <strong>der</strong> Formalisierung dieser Alternatitionen:<br />
a) Typunifikation<br />
b) Typgeneralisierung<br />
Typunifikation hieße, daß die Typen <strong>der</strong> in Frage kommenden Alternanten einen gemeinsamen<br />
Subtyp aufwiesen, im Falle <strong>der</strong> Typen Institution und Gebäude also den Typ Institu-<br />
15 Pustejovsky unterscheidet wie oben angedeutet nicht zwischen referentiellen und syntaktischen<br />
Argumenten.<br />
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