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Aspekte der morphologischen Analyse des Deutschen - Universität ...

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Kapitel 3: Wortsyntax und Wortsemantik <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

rechts stehen<strong>des</strong> und für die betreffenden Merkmale spezifiziertes Affix die Oberhand gewinnt<br />

– so handelt man sich damit jedoch eine Inhomogenität im Lexikon ein, da dann einige<br />

Verbstämme im Lexikon mit Person- und Numerusmerkmalen verzeichnet sind und<br />

an<strong>der</strong>e nicht. Die Alternative hierzu, leere Kategorien anzunehmen ist jedoch aus theoretischer<br />

wie parstechnischer Hinsicht unattraktiv. Theoretisch <strong>des</strong>halb, da leere Kategorien<br />

hier basisgeneriert sind und nicht durch Bewegung entstehen und daher nicht durch ein<br />

an<strong>der</strong>es overtes Element lizensiert sind. Aus <strong>der</strong> Perspektive <strong>des</strong> Parsings sind leere Köpfe<br />

unerwünscht, da <strong>der</strong> Parser sie effizient nur mit Hilfe einer Top-Down-Komponente<br />

(beispielsweise den Zustandsautomaten eines LR(k)- o<strong>der</strong> Earley-Parsers) identifizieren<br />

kann, die wie<strong>der</strong>um eine Regelgrammatik voraussetzt.<br />

Im nächsten Abschnitt wird ein Mischmodell vorgestellt, welches einerseits Züge eines itemand-process-Modells,<br />

an<strong>der</strong>erseits solche eines word-and-paradigm-Modells aufweist.<br />

3.1.1.2 Minimalistische Morphologie<br />

Der Begriff Minimalistische (Flexions-)Morphologie (vgl. z.B. Wun<strong>der</strong>lich (1992), Wun<strong>der</strong>lich/Fabri<br />

(1994), Fabri et al. (1994)) bezieht sich auf Ansätze, die nicht einfach nur <strong>des</strong>kriptiv<br />

angeben, welche Flexionsaffixe an welche Stämme herantreten können und welche morpho-syntaktischen<br />

Merkmale <strong>der</strong> resultierenden Wortform zukommen, son<strong>der</strong>n auf solche,<br />

die das Zustandekommen von Flexionsparadigmen aus einer Reihe von Wohlgeformtheitsprinzipien<br />

erklären. Man könnte daher, in Anlehnung an neuere grammatische Theorien,<br />

auch von prinzipienbasierter Morphologie reden.<br />

Im folgenden sollen kurz wesentliche Züge dieses Ansatzes vorgestellt und nach ihrer<br />

Brauchbarkeit für den Zweck <strong>der</strong> <strong>morphologischen</strong> <strong>Analyse</strong>, genauer <strong>der</strong> Deflexion, beurteilt<br />

werden.<br />

Das Lexikon <strong>des</strong> minimalistischen Modells enthält Stämme und Affixe. Verbale Flexionsaffixe<br />

werden als Funktoren mit phonetischer Matrix angesehen, die Verbstämme subkategorisieren,<br />

indem sie bestimmte Merkmalsspezifikationen <strong>des</strong> Verbstamms for<strong>der</strong>n. Hierzu verfügen<br />

die Affixe über eine Eingabebedingung, die die Anfor<strong>der</strong>ungen festhält, die ein zulässiger<br />

Verbstamm erfüllen muß. Affixe führen in einer Ausgabespezifikation neue Merkmale<br />

ein, die die komplexe Wortform aus Stamm und Affix erhält, wenn <strong>der</strong> Stamm die in <strong>der</strong><br />

Eingabebedingung festgelegten Erfor<strong>der</strong>nisse erfüllt.<br />

Tabelle 3.1 hält die Affixe fest, die für die <strong>Analyse</strong> <strong>des</strong> verbalen Flexionsverhaltens angenommen<br />

werden können (nach Fabri et al. (1994:5)).<br />

Affix Ausgabespezifikation Eingabebedingung<br />

1 (/e/) [+imp ] [–pret,-subj ]<br />

2 /te/ [+pret ] [ ]<br />

3 /e/ [+subj ] [ ]<br />

4 /t/ [+2,+pl ] [ ]<br />

5 /n/ [+pl ] [ ]<br />

6 /st/ [+2 ] [ ]<br />

7 /e/ [+1 ] [ ]<br />

8 /t/ [ ] [–pret, –subj, –pl ]<br />

9 /t/ [+part] [–pret, –subj, –pl ]<br />

10 /n/ [ ] [–agr]<br />

Tabelle 3.1: Verbale Flexionsaffixe<br />

Affix 2 (/te/) führt das Merkmal +pret bei <strong>der</strong> Flexion regelmäßiger Verben ein (Beispiel:<br />

(wir) fragten), Affix 3 verknüpft das Merkmal +subj (Konjunktiv) an das Affix /e/ (Beispiel:<br />

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