Aspekte der morphologischen Analyse des Deutschen - Universität ...
Aspekte der morphologischen Analyse des Deutschen - Universität ...
Aspekte der morphologischen Analyse des Deutschen - Universität ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Kapitel 2: Merkmalsstrukturen<br />
Das Symbol s ist ein sog. Sortensymbol, welches durch Argumente parametrisiert werden<br />
kann. Sorten werden durch eine Menge von Sortenklauseln<br />
() ← <br />
eingeführt und können als Funktionen (doch s.u.) aufgefaßt werden, die in Abhängigkeit<br />
von ihren Parametern Merkmalsterme zurückgeben. Der eine Sorte s definierende Merkmalsterm<br />
T kann an<strong>der</strong>e Sortensymbole o<strong>der</strong> auch direkt o<strong>der</strong> indirekt wie<strong>der</strong>um s enthalten;<br />
letzterer Typ von Sorte heißt auch rekursiv. Die Argumente einer Sortendefinition werden<br />
auch formale Parameter genannt. Die Verwendung einer Sorte in einem Merkmalsterm<br />
heißt auch Sortenaufruf, <strong>des</strong>sen Argumente werden aktuelle Parameter genannt.<br />
Zur Vereinfachung <strong>der</strong> in Abschnitt 2.4.2 beschriebenen Bildung von Normalformen werden<br />
noch folgenden Bedingungen für Sortendefinitionen festgelegt:<br />
a) Die formalen Parameter φ i einer Sortendefinition dürfen keine Disjunktionen enthalten.<br />
Dies än<strong>der</strong>t nichts an <strong>der</strong> Ausdrucksfähigkeit <strong>des</strong> Formalismus, da etwaige Disjunktionen<br />
durch alternative Klauseln einer Sortendefinition repräsentiert werden können.<br />
b) In den formalen Parametern vorkommende Variablen dürfen nicht negiert sein.<br />
c) Die φ i sowie <strong>der</strong> rechts von ← stehende Merkmalsterm sind selbst konsistent, d.h. denotieren<br />
nicht-leere Mengen (s.u.).<br />
Sorten werden nun in grammatischen Beschreibungen auf zweifache Weise eingesetzt:<br />
a) Nicht-rekursive Sorten spielen die Rolle <strong>der</strong> Templates von PATR-II (vgl. Shieber (1986a)),<br />
d.h. ein immer wie<strong>der</strong>kehren<strong>der</strong> Merkmalsterm T kann durch einen Funktionsaufruf<br />
einer Sorte s ersetzt werden, <strong>der</strong> genau zu T evaluiert.<br />
Beispiel 2.5:<br />
third_sing ← agr(3,sing)<br />
agr(Person,Number) ← SYN:HEAD:AGR:(PERSON:Person ∧ NUMBER:Number)<br />
lex(“kennt“) ← FORM:“kennt“ ∧ SYN:HEAD:CAT:verb ∧ third_sing<br />
b) Rekursive Sorten können dazu verwendet werden, Beziehungen in rekursiv spezifizierten<br />
Merkmalsstrukturen zu erfassen:<br />
Beispiel 2.6:<br />
append(elist, L) ← L<br />
append(HEAD:H ∧ TAIL:T, L) ← HEAD:H ∧ TAIL:append(T, L)<br />
Die Attribute HEAD und TAIL kodieren den Kopf bzw. Rest einer Liste. Beispielsweise wird<br />
die Liste [a,b,c] als HEAD:a ∧ TAIL:(HEAD:b ∧ TAIL:(HEAD:c ∧ TAIL:elist)) repräsentiert; elist<br />
steht dabei für die leere Liste.<br />
Sorten können darüber hinaus mit einer Typdeklaration <strong>der</strong> Form<br />
s(t1,...,tn) -> t<br />
versehen werden. Da die aktuellen und formalen Sortenparameter mit diesen Typen kompatibel<br />
sein müssen, können Typisierungsfehler frühzeitig schon während <strong>der</strong> Überset-<br />
zungsphase<br />
erkannt werden.<br />
31