Aspekte der morphologischen Analyse des Deutschen - Universität ...
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Kapitel 5: Eine merkmalsbasierte Beschreibung <strong>der</strong> Morphologie im <strong>Deutschen</strong><br />
Die Sorte realize_default_arguments/1 in (40) bezieht sich auf die Default-Argumente, die in<br />
<strong>der</strong> hier dargelegten Grammatikversion nur auf den Typ phrase angehoben werden. Denkbar<br />
wären aber weiterreichende Operationen.<br />
Bei <strong>der</strong> Argumentrealisierung wird auch <strong>der</strong> Kasus <strong>der</strong> Argumente festgelegt. Wie unter 5.1<br />
schon einmal kurz angedeutet, sind die Subtypen von case etwas komplizierter als zuvor<br />
dargestellt. Ich verwende hier die Hierarchie von Heinz/Matiasek (1994), die folgen<strong>der</strong>maßen<br />
strukturiert ist:<br />
(42) case ↔ syntactic_case ∨ morphological_case<br />
morphological_case ↔ nom ∨ gen ∨ dat ∨ acc<br />
syntactic_case ↔ lex_case ∨ struc_case<br />
lgen ↔ gen ∧ lex_case<br />
ldat ↔ dat ∧ lex_case<br />
lacc ↔ acc ∧ lex_case<br />
snom ↔ nom ∧ struc_case<br />
sgen ↔ gen ∧ struc_case<br />
sacc ↔ acc ∧ struc_case<br />
Dies ist übrigens eine <strong>der</strong> wenigen Teilhierarchien im Gesamtsystem, wo nicht von einer rein<br />
disjunktiven Typisierungsmethode Gebrauch gemacht wird. Die Grundidee ist, zwischen<br />
morphologischem und syntaktischem Kasus zu unterscheiden. Letzterer zerfällt in<br />
strukturellen Kasus, <strong>der</strong> davon abhängt, in welcher strukturellen Konfiguration (Subjekt,<br />
Objekt, relationales Argument) sich das Argument befindet, und lexikalischen Kasus, bei<br />
dem das nicht <strong>der</strong> Fall ist. Letzterer muß in den Lexikoneinträgen mit lgen, ldat und lacc<br />
angegeben werden, während <strong>der</strong> strukturelle Kasus mit dem Wert struc_case unterspezifiziert<br />
bleibt. Hinsichtlich <strong>der</strong> Wortbildung bietet es Vorteile, mit dieser Unterspezifikation zu<br />
arbeiten, da bei <strong>der</strong> Derivation Argumente unter Wortartwechsel vererbt werden. Wäre ein<br />
Argument hier schon mit dem Kasus versehen, den es später in <strong>der</strong> Satzsyntax hat, so müßte<br />
dieser bei je<strong>der</strong> Vererbung <strong>des</strong> Arguments entsprechend geän<strong>der</strong>t werden.<br />
Die erste Klausel von realize_relarg/1 in (41) verdeutlicht das Zusammenwirken <strong>der</strong> verschiedenen<br />
Kasustypen. Im Lexikoneintrag wird das relationale Argument eines Nomens mit<br />
CASE: struc_case spezifiziert, während realize_relarg/1 hierfür CASE: gen festlegt. Beide Typen<br />
sind miteinan<strong>der</strong> kompatibel, da sie einen gemeinsamen Join – sgen – in <strong>der</strong> Hierarchie aufweisen.<br />
5.5 Konversion<br />
Für die Konversion setze ich eine Umkategorisierungsregel an, die, da Konversion ein relativ<br />
heterogener Bereich ist, in eine gewisse Anzahl von Einzelregeln „verzweigt“.<br />
Im folgenden möchte ich eine Einzelregel etwas näher erläutern: die zur Bildung sog.<br />
Faktitiva-Verben aus Adjektiven (weit – weiten). Während an<strong>der</strong>e Regeln in etwa diesem<br />
Muster folgen, verhält sich die Entstehung von Adjektiven aus Partizipien etwas an<strong>der</strong>s:<br />
1. Die Partizipien sind vor <strong>der</strong> Umkategorisierung zu Adjektiven im Sinne <strong>der</strong> Flexionsregeln<br />
voll flektiert, d.h. typenmaximal. Dies ist bei den an<strong>der</strong>en Konversionsformen nicht<br />
<strong>der</strong> Fall.<br />
2. Zumin<strong>des</strong>t bei <strong>der</strong> Adjektivbildung auf <strong>der</strong> Basis <strong>des</strong> Partizips II kommt es zu Än<strong>der</strong>ungen<br />
in <strong>der</strong> Argumentstruktur, wie sie sonst nur bei <strong>der</strong> Derivation zu beobachten sind.<br />
Die Argumentstruktur ist auch dafür maßgeblich, daß nicht alle Adjektivierungen möglich<br />
sind, vgl. Toman (1987:377):<br />
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