Aspekte der morphologischen Analyse des Deutschen - Universität ...
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Kapitel 3: Wortsyntax und Wortsemantik <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong><br />
(sie) frage). Die Affixe 4 bis 8 sind für die Verbflexion im Präsens, Affix 9 für die Partizip-II-<br />
Bildung bei schwachen Verben und Affix 10 für den Infinitiv verantwortlich.<br />
Bei unregelmäßigen Verben enthält das Lexikon alle verschiedenen Verbstämme, zusammen<br />
mit einem Verweis auf die Zitierform (Infinitivform) <strong>des</strong> Lexems. Das Verb werfen weist beispielsweise<br />
folgende Stämme auf, die zusammen mit ihren Merkmalsspezifikationen in Tabelle<br />
3.2 aufgeführt sind:<br />
Stamm Merkmalsspezifikation<br />
werf- [+V]<br />
wirf- [+V] � ([–1] � [+imp])<br />
warf- [+V, +pret]<br />
worfn 2 [+V, +part]<br />
würf- [+V, +subj, +pret]<br />
Tabelle 3.2: Stämme <strong>des</strong> Lemmas werfen<br />
Durch die Merkmale V, pret, part, subj, 1, 2, pl, agr, imp, die alle zweiwertig sind, sind<br />
Stämme und Affixe vollständig bestimmt; es gibt also keine weiteren Merkmale und insbes.<br />
keine Klassenmerkmale wie RegularVerb, IrregularVerb etc., vgl. Wun<strong>der</strong>lich (1992:4):<br />
„In the morphological system of a language, no arbitrary class features are used“<br />
Zugelassen sind demnach nur sog. inhärente Klassenmerkmale, d.h. Merkmale, die man aus<br />
unabhängigen Gründen benötigt.<br />
Es ist leicht zu sehen, daß das System, welches Stämme und Affixe kombiniert, massiv übergeneriert,<br />
da die meisten Affixe keine Eingabebedingungen definieren und somit mit einer<br />
ganzen Reihe von Stämmen kompatibel sind. Unerwünschte Kombinationen werden daher<br />
durch eine Reihe von Prinzipien ausgeschlossen, die sich in vier verschiedene Gruppen unterteilen<br />
lassen (vgl. Fabri et al. (1994:23)):<br />
A) Prinzipien, die festlegen, was ein mögliches Affix ist: Unterspezifikation, Strikte<br />
Monotonität<br />
B) Prinzipien, die den möglichen Stamm-Affix-Kombinationen Beschränkungen auferlegen:<br />
Affix-Reihenfolge, Nicht-Redundanz, Feature Cooccurence Restrictions, Ein- und<br />
Ausgabespezifizität<br />
C) Prinzipien, die den Inhalt eines Paradigmas festlegen: Spezifizität und Simplizität<br />
D) Prinzipien, die die Struktur eines Paradigmas festlegen: Eindeutigkeit und Vollständigkeit<br />
1. Unterspezifikation:<br />
a) Die Ausgabespezifikation eines Affixes enthält nur Merkmale mit dem Wert „+“.<br />
b) Merkmale, die we<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Eingabebedingung noch <strong>der</strong> Ausgabespezifikation eines Affixes<br />
erwähnt werden, haben den Default-Wert „–“.<br />
Prinzip 1a) hält fest, daß Affixe immer vom Default abweichende Werte einführen müssen,<br />
während 1b) diesen Default festlegt.<br />
2 Das Affix /n/, welches das Partizip II <strong>der</strong> starken Verben bildet, wird als nicht mehr produktiv angesehen<br />
und daher als Teil <strong>des</strong> Stamms betrachtet.<br />
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