Aspekte der morphologischen Analyse des Deutschen - Universität ...
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Kapitel 5: Eine merkmalsbasierte Beschreibung <strong>der</strong> Morphologie im <strong>Deutschen</strong><br />
polyseme Typ „Fabrik“ über beide Relationen verfügen. Da Fabrik m.E. aber nur eine solche<br />
Relation hat – die <strong>des</strong> Produzierens (die nicht mit den Typen Gebäude und Belegschaft assoziiert<br />
ist) – muß sie außerhalb <strong>der</strong> Konzepthierarchie, d.h. beim Lexem Fabrik definiert sein.<br />
5.4 Flexion<br />
5.4.1 Syntax<br />
Die größte Herausfor<strong>der</strong>ung für eine Wortsyntax (nicht Wortsemantik) <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> ist<br />
meiner Ansicht nach die Abbildung <strong>der</strong> Kombinationsbeschränkungen, die durch die Flexionsparadigmen<br />
gegeben sind. Diese Paradigmen sind ein konzeptionell einfaches Mittel,<br />
Beziehungen zwischen unterschiedlichen Formen eines Wortes herzustellen, lassen sich jedoch<br />
auf keine einfache Weise für die Lösung <strong>des</strong> <strong>Analyse</strong>problems heranziehen. Computerlinguistische<br />
Ansätze, wie beispielsweise <strong>der</strong> von Krieger et al. (1993), die Paradigmen in<br />
einem merkmalsbasierten Formalismus rekonstruieren, machen keine Angaben darüber,<br />
welche Rolle Paradigmen bei <strong>der</strong> <strong>Analyse</strong> spielen könnten. Dies ist natürlich unbefriedigend,<br />
da sich die Computerlinguistik auch um die operationale Interpretation ihrer Konstrukte<br />
kümmern sollte.<br />
Eine Möglichkeit zur Nutzbarmachung von Paradigmen für die Zwecke <strong>der</strong> <strong>morphologischen</strong><br />
<strong>Analyse</strong> besteht darin, sie als etwas zu verstehen, aus dem mit Hilfe eines Zwischenschritts<br />
eine invertierte Relation konstruiert werden kann, die einzelnen Morphen eine<br />
Menge alternativer Merkmalsbündel zuweist. Allen Formen gemeinsame Merkmale, beispielsweise<br />
die für Semantik und Argumentstruktur, werden auf diese Weise nur einmal<br />
spezifiziert, durch den Zwischenschritt jedoch an alle Elemente <strong>der</strong> erzeugten Relation weitergegeben.<br />
Beispiel 5.2:<br />
Aus dem Präsens-Indikativ-Paradigma <strong>der</strong> regelmäßigen Verben<br />
kann folgende Relation gewonnen werden:<br />
sg pl<br />
1 e en<br />
2 st t<br />
3 t en<br />
Flexiv Merkmale<br />
e { }<br />
st { }<br />
t { , }<br />
en { , }<br />
Dieses an sich triviale Verfahren kompliziert sich lediglich dann, wenn Paradigmenzellen,<br />
beispielsweise beim Präteritumsparadigma <strong>der</strong> unregelmäßigen Verben, keine phonetisch<br />
realisierten Affixe enthalten. Hier könnten dann phonetisch leere Flexive angenommen werden,<br />
mit denen Chart-Parser ohne größere Schwierigkeiten zurechtkommen würde. Darüber<br />
hinaus ist es möglich, durch Annahme einiger Beschränkungen, die weiter unten erläutert<br />
werden, die Überspezifikation <strong>der</strong> Flexionsaffixe wie<strong>der</strong> zu beseitigen.<br />
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