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Aspekte der morphologischen Analyse des Deutschen - Universität ...

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Kapitel 6: Zusammenfassung<br />

was an<strong>der</strong>e Unterfangen dieser Art wie das von Ritchie et al. (1992) o<strong>der</strong> Antworth (1994)<br />

erzielten.<br />

6.2 Typisierte Merkmalsstrukturen<br />

Was bringen Grammatiken auf <strong>der</strong> Grundlage typisierter Merkmalsstrukturen? Sicherlich<br />

erzwingen sie bei ihrer Konstruktion größere Genauigkeit und mehr Reflexion über die Ontologie<br />

<strong>des</strong> Gegenstandsbereiches. Ob <strong>der</strong> von einigen Autoren wie Carpenter (1992) behauptete<br />

Effizienzgewinn <strong>der</strong> typisierten Unifikation gegenüber ihrem untypisierten Pendant<br />

tatsächlich eintritt – schließlich muß eine aufwendige Unifikationsoperation nicht<br />

durchgeführt werden, wenn schon die Ausgangstypen nicht kompatibel sind – darf in<strong>des</strong>sen,<br />

vor allem bei überwiegend disjunktiv definierten Hierarchien bezweifelt werden. Meist<br />

werden hierbei Kategorien unifiziert, die entwe<strong>der</strong> vom gleichen Typ sind o<strong>der</strong> in einer Super–Subtyp-Beziehung<br />

zueinan<strong>der</strong> stehen.<br />

Weitere Probleme von typisierten Formalismen im präsentierten Kontext sind:<br />

• Wie im letzten Kapitel schon einmal kurz angedeutet, gibt es einen Zielkonflikt zwischen<br />

Unterspezifikation einerseits und <strong>der</strong> Notwendigkeit, Typen voneinan<strong>der</strong> unterscheidbar<br />

zu machen an<strong>der</strong>erseits. Ein maximal unterscheidbares Typensystem benutzt keine<br />

Hierarchisierung in Subtypen; die einzelnen Typen sind durch Unifikation auseinan<strong>der</strong>zuhalten.<br />

Dafür ist keine Unterspezifikation über Typen hinweg möglich. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Seite stehen Typsysteme mit ausgeprägter hierarchischer Ordnung, in denen Sub-<br />

und Supertypen durch Unifikation nicht voneinan<strong>der</strong> zu trennen sind. Dies gelingt nur<br />

durch eine nicht-monotone Subsumptionsoperation, die aber <strong>der</strong> Monotonie als einer<br />

wünschenswerten Eigenschaft eines logischen Systems zuwi<strong>der</strong>läuft, wie folgen<strong>des</strong> Beispiel<br />

noch einmal verdeutlicht:<br />

t ↔ a | b<br />

s1 ← X ∧ t ∧ (X v b) ∧ X ∧ a<br />

s2 ← X ∧ a ∧ (X v b) ∧ X ∧ t<br />

Die Sorten s1 und s2 sind nicht äquivalent.<br />

• Wie ebenfalls im letzten Kapitel deutlich wurde, sind Merkmalsstrukturen nicht geeignet,<br />

Wissensrepräsentationsformalismen zu ersetzen, obwohl sie ja mit diesen eng verwandt<br />

sind. Möchte man sich, wie bei den Kompositadeutung mittels einer konzeptuellen<br />

Relation in <strong>der</strong> Typenhierarchie von den spezifischeren Typen zu ihren Supertypen<br />

bewegen, so erreicht man dies allenfalls durch eine geschickte Anordnung <strong>der</strong> Sorten im<br />

Programmtext, nicht aber auf prinzipielle Weise. Auch sind hierbei keine Inferenzen<br />

möglich. Hilfreich wäre bei <strong>der</strong> gewählten Logik gewesen, wenn sie über rekursive Typenconstraints<br />

verfügen würde, wie sie in Systemen wie ALE (Carpenter/Penn (1994))<br />

und TROLL (Gerdemann et al. (1995)) integriert sind. Mit diesem Hilfsmittel wäre es<br />

möglich, einen guten Teil <strong>der</strong> notwendigen Wissensrepräsentation in die Typenconstraints<br />

zu verlagern. Letztlich aber wird man bei einem realistischen Weltwissensfragment<br />

nicht umhin können, auf einen <strong>der</strong> üblichen frame-basierten Wissensrepräsentationsformalismen<br />

auszuweichen, mit dem auch prozedurales Wissen abgebildet werden<br />

kann (vgl. Reimer (1991)).<br />

• Zum Schluß: Unifikation scheitert o<strong>der</strong> sie scheitert nicht. Es gibt keine „Zwischenwerte“,<br />

mit denen die graduelle Akzeptabilität einer <strong>Analyse</strong> ausgedrückt werden<br />

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