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Aspekte der morphologischen Analyse des Deutschen - Universität ...

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Kapitel 5: Eine merkmalsbasierte Beschreibung <strong>der</strong> Morphologie im <strong>Deutschen</strong><br />

In Abb. 5.17 sieht man, wie die produced-Rolle durch das referentielle Argument von Messer<br />

gefüllt worden ist. Das Numerus-Merkmal bleibt in <strong>der</strong> üblichen Weise unterspezifiziert. Die<br />

Substruktur unter TYPE: knife ist noch umfangreicher, wie <strong>der</strong> nächste Abschnitt zeigt.<br />

5.3.2.3 Interpretation von Komposita mit konzeptueller Relation<br />

Die hier vorgeschlagene Klasse <strong>der</strong> konzeptuell interpretierten Komposita deckt sich nicht<br />

mit <strong>der</strong> in Boase-Beier et al. (1984) so genannten Klasse <strong>der</strong> »Komposita mit Grundrelation«.<br />

Als Grundrelationen werden dort Relationen wie LOC(AL), AUS, UND und ÄHN(LICH)<br />

bezeichnet. Meiner Ansicht nach muß man hier differenzieren: Relationen wie LOC und<br />

AUS hängen mit den durch Lexeme ausgedrückten Konzepten und <strong>der</strong>en Superkonzepten<br />

zusammen, während UND und ÄHN sich möglicherweise aus dem Interpretationsapparat<br />

selbst ergeben, weil schwer vorstellbar ist, daß unser Weltwissen Informationen darüber<br />

enthält, welche Dinge welchen an<strong>der</strong>en Dingen ähneln; hier scheinen vielmehr Inferenzprozesse<br />

vorzuliegen.<br />

Die konzeptuell gesteuerte Interpretation von Wiesenverkauf in seiner nicht relationalen Lesart<br />

»Verkauf von etwas auf einer Wiese« ergibt sich meiner Ansicht nach aus folgendem<br />

Mechanismus:<br />

• Verkauf als Ereignisnominalisierung weist event als Konzepttyp auf;<br />

• Mit dem Typ event ist eine Relation takes_place_at(place) verknüpft ;<br />

• Der Konzepttyp von Wiese erfüllt die Beschränkungen für das Argument dieser Relation.<br />

Wie kann man <strong>der</strong>artige Interpretationsmechanismen im gewählten formalen Rahmen<br />

nachbilden? Da hier konzeptuelles Wissen im Spiel ist, muß man eine Möglichkeit finden,<br />

dieses Wissen auch zu repräsentieren. Als natürlicher Ort hierfür bietet sich die schon benutzte<br />

Konzepthierarchie an, die die durch die Lexeme ausgedrückten Begriffe in grober<br />

Weise vorstrukturiert. Durch Einführung weiterer Merkmale können feinkörnigere Differenzierungen<br />

erzielt werden, wie (27) zeigt:<br />

(27) physical_entity ::<br />

PHYSICAL_STATE: physical_state ∧<br />

CONSISTS_OF: list ∧<br />

HAS_PARTS: list<br />

temporal ::<br />

TAKES_PLACE_AT: place<br />

Eine Instanz von physical_entity hat demnach Attribute für den Aggregatzustand, für das<br />

Material und die Teile, aus denen es besteht; eine Instanz <strong>des</strong> Typs temporal, <strong>der</strong> Supertyp<br />

von event und activity ist, weist ein Merkmal für den Ort auf, an dem <strong>der</strong> zeitliche Ablauf<br />

stattfindet.<br />

Allerdings sind aussagenlogische Typsysteme nicht stark genug, um die Art von Wissensrepräsentation<br />

zu ermöglichen, die benötigt wird. Diese Typsysteme dürfen keine Variablen<br />

enthalten und auch keine Sorten, die aber gerade benötigt würden, um Relationen zu repräsentieren.<br />

Die Lösung für dieses Problem sind sog. rekursive Typenconstraints (vgl. Carpenter<br />

(1992)), bei denen ein Typ mit einem beliebigen Merkmalsterm versehen werden kann:<br />

(28) Const: AtomType � Desc<br />

Const ist demnach eine Funktion, die einem atomaren Typ σ einen Merkmalsterm φ <strong>der</strong> Beschreibungslogik<br />

zuordnet. Die intendierte Bedeutung davon ist, daß jede Instanz von σ mit<br />

φ unifizierbar sein muß. Die nächste Abbildung zeigt Const(knife):<br />

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