Aspekte der morphologischen Analyse des Deutschen - Universität ...
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Kapitel 5: Eine merkmalsbasierte Beschreibung <strong>der</strong> Morphologie im <strong>Deutschen</strong><br />
Beispiel 5.1 Ableitungen für „Professorenclub“:<br />
Inkorrekte Ableitung:<br />
pre_syntactic_atom<br />
syntactic_atom<br />
simple_stem linking_morph simple_stem<br />
Professor<br />
en<br />
?<br />
club<br />
Korrekte Ableitung:<br />
syntactic_atom<br />
pre_syntactic_atom<br />
simple_stem linking_morph simple_stem<br />
Professor<br />
complex_stem<br />
Die Kategorie pre_syntactic_atom ist dann ausschließlich Gegenstand <strong>der</strong> Flexionsregeln VI<br />
und VII.<br />
5.3.2 Semantik<br />
Für die Behandlung <strong>der</strong> Wortsemantik wurde als (sehr) grober Rahmen <strong>der</strong> Ansatz von Pustejovsky<br />
(1995) gewählt, <strong>der</strong> bereits in Kapitel 3.4 ausführlicher dargestellt wurde.<br />
Nach dem Versuch einer Klassifikation <strong>der</strong> verschiedenen Kompositionsformen wird das<br />
Verhalten <strong>der</strong> Elemente je<strong>der</strong> Klasse exemplarisch an jeweils einem Beispiel untersucht.<br />
Eine mögliche Klassifikation (sie folgt in den Grundzügen Boase-Beier et al. (1984), fügt jedoch<br />
die m.E. notwendige Klasse <strong>der</strong> konzeptuell interpretierten Komposita hinzu) könnte<br />
folgen<strong>der</strong>maßen aussehen:<br />
1. Relationale Komposita: Komposita, die eine Relation im Erst- o<strong>der</strong> Zweitglied enthalten,<br />
wobei das jeweils an<strong>der</strong>e Glied eine Argumentstelle dieser Relation füllt.<br />
2. Stereotyp-Komposita: Komposita, bei denen das Erst- o<strong>der</strong> Zweitglied eine über das Weltwissen<br />
zugängliche Relation bereitstellt, die als Stereotyp bezeichnet wird und eng mit<br />
dem korrespondiert, was bei Pustejovsky (1995) als telische Rolle und bei Meyer (1993) als<br />
Zweck-Operator χ bezeichnet wird.<br />
3. Komposita mit konzeptueller Relation: Als konzeptuelle Relationen werden solche bezeichnet,<br />
die nicht direkt aus den an <strong>der</strong> Komposition beteiligten Kategorien erschlossen werden,<br />
son<strong>der</strong>n vielmehr aus Eigenschaften <strong>des</strong> konzeptuellen Typs o<strong>der</strong> Supertyps <strong>des</strong> betreffenden<br />
Wortbestandteils.<br />
4. Kontextabhängige Komposita: Hiermit sind Komposita gemeint, <strong>der</strong>en Interpretation ohne<br />
Informationen aus dem Kontext, in dem das Komposition steht, nicht möglich ist.<br />
Intuitiv betrachtet nimmt die Kompositionalität von 1 bis 4 ab, dies hängt natürlich von einer<br />
genaueren Definition <strong>des</strong> Begriffs ab. Komposita <strong>des</strong> vierten Typs sind sicherlich nichtkompositionell<br />
zu nennen, da sie ohne Kontext nicht zu deuten sind. Dieser Typ wird an<br />
dieser Stelle <strong>des</strong>wegen auch nicht weiterverfolgt.<br />
Die Aufzählung dieser vier Arten läßt sich auch als Hierarchie ansehen, bei <strong>der</strong> – von oben<br />
nach unten betrachtet – lexikalisch-grammatische Faktoren bei <strong>der</strong> Interpretation immer<br />
weniger ins Gewicht fallen.<br />
Die hier betrachteten Klassen 1 bis 3 lassen sich vor dem Hintergrund <strong>des</strong> gewählten formalen<br />
Rahmens noch weiter unterteilen, so daß sich folgende Feinglie<strong>der</strong>ung ergibt:<br />
143<br />
en<br />
club