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Aspekte der morphologischen Analyse des Deutschen - Universität ...

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Kapitel 5: Eine merkmalsbasierte Beschreibung <strong>der</strong> Morphologie im <strong>Deutschen</strong><br />

5 Eine merkmalsbasierte Beschreibung einiger <strong>Aspekte</strong> <strong>der</strong><br />

Morphologie im <strong>Deutschen</strong><br />

Der in Kapitel 4 dargelegte <strong>Analyse</strong>automat zerlegt Wörter auf jede mögliche Weise in ihre<br />

Bestandteile und überprüft mit Hilfe eines aus <strong>der</strong> Grammatik gewonnenen Zustandsmechanismus<br />

bereits die Zulässigkeit <strong>der</strong> gefundenen Morph(em)abfolgen. Zerlegungen, die<br />

diesen Filter passieren, werden – parallel zur Segmentierung – durch einen erweiterten<br />

Chart-Parser analysiert. Dies geschieht relativ zu einer Grammatik, die in diesem Kapitel<br />

ausführlich erörtert wird. Ihre Darstellung erfolgt gewissermaßen bottom-up, d.h. ausgehend<br />

von den Lexikoneinträgen werden die Regeln erläutert, die diese zu immer größeren Gebilden<br />

zusammenfügen, bis schließlich die Ebene <strong>der</strong> vollständig spezifizierten einfachen o<strong>der</strong><br />

komplexen Wörter erreicht wird.<br />

Als Gegenstand einer Theorie <strong>der</strong> Wortsyntax lassen sich drei Bereiche ausmachen:<br />

1. Kombinationsbeschränkungen: was sind zulässige Morphemkombinationen, was unzulässige?<br />

2. Präzedenzbeschränkungen: welche Morpheme müssen vor welchen an<strong>der</strong>en zu stehen<br />

kommen?<br />

3. Beschränkungen über Wortstrukturen: welche Art von Wortstrukturen sind für eine semantische<br />

Interpretation notwendig?<br />

Viele Standardansätze zur Beschreibung von Konstituentenstrukturen verwenden kontextfreie<br />

Grammatiken, die somit die ersten beiden oben genannten Beschränkungstypen in einem<br />

homogenen Formalismus fest inkorporieren.<br />

Gegen diese Ansätze ist eine Reihe von Argumenten vorgebracht worden, die letztlich zur<br />

Entwicklung von an<strong>der</strong>en Formalismen wie GPSG und HPSG geführt haben:<br />

• Dominanz und lineare Präzedenz allein durch starre Phrasenstrukturregeln auszudrükken<br />

führt zum Verlust von Beschreibungsadäquatheit, da es dann nicht mehr möglich ist,<br />

Generalisierungen über verschiedene Regeln zu formulieren.<br />

• Damit verwandt ist <strong>der</strong> Einwand, daß diese Verschmelzung auch an<strong>der</strong>en linguistischen<br />

Generalisierungen über Phrasenstrukturen wie X’-Schema, Kopf- und Subkategorisierungsprinzip<br />

etc. nicht gerecht wird.<br />

• Letztendlich führt <strong>der</strong> kontextfreie Ansatz zu einer großen Anzahl von sehr speziellen<br />

Konstruktionsregeln, <strong>der</strong>en Zusammenhang untereinan<strong>der</strong> in keiner Weise ausgedrückt<br />

wird.<br />

Welche Konsequenzen ergeben sich hieraus für eine Beschreibung deutscher Wortstrukturen,<br />

<strong>der</strong>en hervorstechende Merkmale noch einmal kurz zusammengefaßt werden sollen:<br />

• Deutsche Wortstrukturen gehorchen einem abgewandelten Kopfprinzip, wobei unklar ist,<br />

ob dieses auch auf die Flexion ausgedehnt werden soll. Die Bestimmung <strong>des</strong> Kopfes wird<br />

dabei nicht ausschließlich inhaltlich aufgrund gemeinsamer Merkmale zweier in einem<br />

Dominanzverhältnis stehen<strong>der</strong> Kategorien festgemacht, son<strong>der</strong>n positionell, d.h. Köpfe<br />

von Wortstrukturen im <strong>Deutschen</strong> sind Positionskategorien. Darüber hinaus können auch<br />

Nichtköpfe zu den Merkmalen einer Mutterkategorie beitragen, eine Tatsache, <strong>der</strong> man<br />

durch einen Default-Mechanismus, dem Begriff <strong>des</strong> relativierten Kopfes gerecht zu werden<br />

versucht.<br />

• Wortstrukturregeln im <strong>Deutschen</strong> sind im wesentlichen binär verzweigend, obwohl diese<br />

<strong>Analyse</strong> zu Problemen bei Komposita wie Lafontaine-Schrö<strong>der</strong>-Konflikt führt.<br />

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