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Aspekte der morphologischen Analyse des Deutschen - Universität ...

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Kapitel 1: Einführung<br />

Reihe von alternativen Interpretationen erzeugt, die Eingabe <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Systemkomponenten<br />

sind.<br />

Nachdem die Funktionalität <strong>des</strong> <strong>Analyse</strong>modells in grober Form festgelegt ist, möchte ich<br />

noch einige Worte zu den Prinzipien sagen, an denen sich das Modell orientiert. Diese sind:<br />

� Typisierung und Vererbung<br />

� Einbeziehung generativer Wortstrukturtheorien.<br />

Die Prinzipien <strong>der</strong> Typisierung und Vererbung, die in Kapitel 2 näher vorgestellt werden,<br />

sind wichtige Elemente im Paradigma <strong>der</strong> sog. Objektorientierung. Dieser Begriff spielt in <strong>der</strong><br />

theoretischen und angewandten Informatik mittlerweile eine wichtige Rolle 1 und kann unter<br />

zwei verschiedenen Blickwinkeln gesehen werden. Einmal bezieht er sich auf Objektorientierung<br />

auf <strong>der</strong> Implementationsseite, also auf eine bestimmte Technik <strong>des</strong> Softwareentwurfs,<br />

die für sich in Anspruch nimmt, einen verbesserten Beitrag zur Wie<strong>der</strong>verwendbarkeit,<br />

Erweiterbarkeit etc. von Softwareprodukten zu machen. Dieser Aspekt ist für die Modellbildung<br />

innerhalb <strong>der</strong> Linguistik jedoch nicht so interessant. Wichtiger in diesem Zusammenhang<br />

ist die Objektorientierung auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Beschreibung. Hierbei wird versucht,<br />

schon bei <strong>der</strong> Konstruktion eines Modells einer bestimmten Domäne Datenelemente und<br />

Operationen zu einer syntaktischen Einheit zusammenzufassen. Möchte man ein Realsystem<br />

(beispielsweise ein Unternehmen) und die Beziehungen seiner Subsysteme untereinan<strong>der</strong><br />

innerhalb eines Computermodells abbilden (z.B. im Rahmen eines betrieblichen Führungssystems),<br />

so liegt es auf <strong>der</strong> Hand, diese Subkomponenten und <strong>der</strong>en interne Zustände als<br />

die Objekte auf <strong>der</strong> Modellebene anzusehen.<br />

Im Bereich <strong>der</strong> Linguistik liegt es nun nahe, die Wörter 2 einer Sprache und die daraus aufgebauten,<br />

komplexeren Strukturen als die relevanten Objekte <strong>der</strong> Beschreibungsebene zu rekonstruieren.<br />

Wörter legen ein bestimmtes syntaktisches und semantisches Verhalten an den<br />

Tag und haben einerseits idiosynkratische, an<strong>der</strong>erseits aber auch vorhersagbare Eigenschaften.<br />

Faßt man diese Eigenschaften zu einer Einheit zusammen, so hat dies zum einen<br />

den Vorteil, daß damit die Informationen, die das Wort charakterisieren, an einer einzigen<br />

Stelle im Modell, <strong>der</strong> diesem Wort zugeordneten Klasse, repräsentiert sind. Möchte man<br />

dann eine <strong>der</strong> Eigenschaften eines Wortes än<strong>der</strong>n, so muß man das nur an einer Stelle tun.<br />

Zum an<strong>der</strong>en ist durch ein solches Wort-Objekt die Gesamtheit <strong>der</strong> zu beschreibenden Eigenschaften<br />

eines Wortes gegeben, und nicht nur die häufig im Vor<strong>der</strong>grund stehenden syntaktischen<br />

Eigenschaften. Ein Parsing-Verfahren, also ein Verfahren, welches die strukturellen<br />

Beziehungen von syntaktischen Symbolen (z.B. Wörtern o<strong>der</strong> Morphemen) untereinan<strong>der</strong><br />

maschinell rekonstruiert, kann hierbei schon beim Aufbau von Strukturen an<strong>der</strong>e Informationsquellen<br />

(Semantik, Weltwissen etc.) nutzen und dadurch im Falle mehrdeutiger Strukturzuweisung<br />

fundiertere Entscheidungen treffen.<br />

Das Ziel objektorientierter Konzeptionen in <strong>der</strong> Sprachverarbeitung ist es somit, einen Beitrag<br />

zur Integration verschiedener sprachlicher und nichtsprachlicher Informationsquellen<br />

(Morphologie, Syntax, Semantik, Pragmatik) zu leisten und diese nicht in <strong>der</strong> sonst üblichen<br />

1 Objektorientierung wird beispielsweise diskutiert im Bereich <strong>der</strong> Wissensrepräsentation (Frame-basierte<br />

Systeme), Datenbanken (objektorientierte Datenbanken), Programmiersprachen, Aktorensysteme<br />

usw.<br />

2 Das hier vorgestellte Modell setzt noch eine Ebene tiefer an, nämlich auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Morph(em)e.<br />

Mehr dazu findet sich in Kapitel 4.<br />

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