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Aspekte der morphologischen Analyse des Deutschen - Universität ...

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Kapitel 5: Eine merkmalsbasierte Beschreibung <strong>der</strong> Morphologie im <strong>Deutschen</strong><br />

Im Ansatz von Ritchie et al. (1992) werden Wortstrukturregeln in einem an <strong>der</strong> GPSG orientierten<br />

Formalismus ausgedrückt und kategorielle Repräsentationen als Vektoren von Attribut-Wert-Paaren<br />

repräsentiert. (47) zeigt die Flexionsregel (Ritchie et al. (1992:83)):<br />

(47) [BAR 0] → [BAR 0], [FIX SUF]<br />

Zusammen mit den Beispiellexikoneinträgen für cup und +s<br />

(48) cup: [BAR 0, V –, N +, PLU –]<br />

+s: [BAR –1, FIX SUF, V –, N +, PLU +]<br />

und einem Word-Head Convention genannten Prinzip zur Perkolation von Kopfmerkmalen<br />

ergibt sich Wortstruktur (49):<br />

(49)<br />

[BAR 0, V-, N +, PLU +]<br />

[BAR 0, V-, N +, PLU -] [BAR -1, FIX SUF, V-, N +, PLU +]<br />

cup +s<br />

Wie man sieht, wird hier <strong>der</strong> Default-Mechanismus <strong>des</strong> relativierten Kopfs herangezogen (das<br />

Merkmal PLU + <strong>des</strong> Flexivs hat Vorrang vor dem PLU – <strong>des</strong> Stamms), was leere Flexionsaffixe<br />

für die Singularformen zumin<strong>des</strong>t für diesen Fall unnötig macht, einen aber gleichzeitig<br />

auch <strong>der</strong> Möglichkeit beraubt, mit Hilfe <strong>der</strong> Unifikation von Kopfmerkmalen die Zulässigkeit<br />

von Morphemkombinationen zu überprüfen.<br />

Mittels <strong>der</strong> Word-Daughter Convention werden Merkmale wie SUBCAT auch von Nichtköpfen<br />

an das Gesamtwort vererbt, eine Word-Sister Convention regelt ähnlich wie das in 5.2.1 dargestellte<br />

morphologische Subkategorisierungsprinzip das Verhältnis von Affixen und Stämmen.<br />

An<strong>der</strong>s als im Modell von Antworth (1994) wird auch die N-N-Komposition durch<br />

Verwendung von Regeln berücksichtigt, die immer ausschließlich linksverzweigende Wortstrukturen<br />

erzeugen, demnach nicht ambig sind, auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite natürlich <strong>Analyse</strong>n<br />

ausschließen, wie die Autoren selbst einräumen (Ritchie et al. (1992:198)).<br />

Die Semantik von komplexen Wörtern bleibt wie im Entwurf von Antworth unberücksichtigt.<br />

5.8 Implementierung<br />

Ich habe fast alle Teile <strong>der</strong> <strong>morphologischen</strong> Grammatik im Stuttgarter CUF-Formalismus<br />

(Dörre et al. (1996)) implementiert. CUF besteht aus einem Compiler, <strong>der</strong> Merkmalsterme<br />

nach Prolog übersetzt und einem Interpreter, <strong>der</strong> Anfragen ausführt und im wesentlichen<br />

eine disjunktive Normalform <strong>der</strong> Anfrage herstellt. Die experimentelle Grammatik umfaßt<br />

ca. 3000 Zeilen, davon sind ca. 1/3 Lexikoneinträge von knapp 30 Stämmen und 10 Affixen,<br />

dazu kommen noch Flexive. Das System läuft unter Unix und Linux und analysiert komplexe<br />

Wörter mit drei bis vier Teilen auf einem 300 MHz-Pentium-PC in ein bis fünf Sekunden.<br />

Der CUF-Programmtext ist in Anhang C.3 wie<strong>der</strong>gegeben.<br />

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