Aspekte der morphologischen Analyse des Deutschen - Universität ...
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5.4.2 Semantik<br />
Kapitel 5: Eine merkmalsbasierte Beschreibung <strong>der</strong> Morphologie im <strong>Deutschen</strong><br />
Flexionsprozesse haben natürlich Einfluß auf die Semantik eines Lexems. Beispielsweise<br />
wird Tempus im Rahmen <strong>der</strong> Montague-Semantik mit Hilfe zweier Satzoperatoren P und F<br />
realisiert. Das Problem ist, daß diese Operatoren Sätze als Argumente nehmen, auf <strong>der</strong><br />
Ebene <strong>der</strong> Morphologie aber nur Prädikate zur Verfügung stehen, woraus die bekannten<br />
Klammerparadoxien entstehen. Ich möchte hier nicht weiter darauf eingehen, son<strong>der</strong>n nur<br />
zeigen, wie man den Einfluß <strong>des</strong> Numerus-Merkmals auf die Semantik eines Nomens, genauer<br />
gesagt eines Individuennomens, im gewählten methodischen Rahmen ausdrücken<br />
kann.<br />
Die Sorte arg_structure_realisation/1 in Regel VII übernimmt die Aufgabe, beim Übergang zu<br />
syntactic_atom die syntaktische (unter SYN:ARGSTR) wie auch die semantische Argumentstruktur<br />
(unter SEM:REFARG bzw. SEM:EXTARG) in einer Weise zu realisieren, daß sie in <strong>der</strong><br />
Satzsyntax verwendet werden kann. Beispielsweise ist die Referenz <strong>des</strong> referentiellen Arguments<br />
im Lexikoneintrag von Individuennomen unterspezifiziert bzgl. <strong>der</strong> Unterscheidung<br />
Individuum–Gruppe, ebenso wie <strong>der</strong> morphologische Status von Elementen unter<br />
SYN:ARGSTR neutral in bezug auf die Opposition syntactic_atom – phrase ist. Beim Übergang<br />
von <strong>der</strong> Wortbildung zur Syntax müssen diese Unterspezifikationen jedoch in richtiger<br />
Weise durch Typenanhebung aufgelöst werden, was eben die verschiedenen Klauseln von<br />
arg_structure_realisation/1 leisten:<br />
(37)<br />
a) arg_structure_realisation(PSA ∧ SYN:HEAD:(verb ∧ NUM: Num) ∧<br />
SEM:(EXTARG: Ext ∧ CONTENT: Content)) ←<br />
type_shift_args_to_phrase(PSA) ∧<br />
SEM:EXTARG:type_shift(Num, Ext) ∧<br />
SEM:CONTENT: Content<br />
b) arg_structure_realisation(PSA ∧ SYN:HEAD: verb_infinitive ∧ SEM: Sem) ←<br />
type_shift_args_to_phrase(PSA) ∧<br />
SEM: Sem<br />
c) arg_structure_realisation(PSA ∧ SYN:HEAD: (nominal ∧ NUM: Num) ∧<br />
SEM:(REFARG: Ref ∧ CONTENT: Content) ) ←<br />
type_shift_args_to_phrase(PSA) ∧<br />
SEM:REFARG: type_shift(Num, Ref) ∧<br />
SEM:CONTENT: Content<br />
Die Variable PSA steht jeweils für den <strong>der</strong> Tochter von syntactic_atom zugeordneten<br />
Merkmalsterm. (37a) regelt die Realisierung <strong>des</strong> externen Arguments von Verbformen, die<br />
für Numerus spezifiziert sind (also alle Formen bis auf die infinitivischen Formen wie Infinitiv<br />
mit o<strong>der</strong> ohne zu, Partizip I und II). In Abhängigkeit vom Wert von NUM wird das externe<br />
Argument durch die weiter unten erläuterte type_shift/2-Funktion realisiert.<br />
(37b) erfaßt alle an<strong>der</strong>en <strong>der</strong> in (37a) nicht berücksichtigten infinitivischen Verbformen, die<br />
in <strong>der</strong> Hierarchie <strong>der</strong> Kopftypen (siehe (1) auf S. 122) genau durch den disjunktiven Typ<br />
verb_infinitive repräsentiert werden. Die syntaktischen Argumente werden zu Phrasen angehoben<br />
(durch type_shift_args_to_phrase/1); <strong>der</strong> Struktur unter SEM wird unverän<strong>der</strong>t an<br />
syntactic_atom weitergegeben.<br />
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